Der Hamburger Volksbank hat die Finanzkrise eine kräftige Ausweitung des Geschäfts gebracht.

Hamburg. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 und vor dem Hintergrund der dadurch ausgelösten Verunsicherung auch unter deutschen Anlegern verzeichnete das Unternehmen einen spürbaren Anstieg der Kundeneinlagen. Dies führte zu einem Wachstum des Einlagevolumens von 15 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro für das gesamte Jahr 2008.

"Dabei vertrauten uns Neukunden auch größere Beträge an, wie sie bislang nicht typisch für uns waren", sagte Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat. Mit ihrem genossenschaftlichen Geschäftsmodell und der Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rücken habe sich die Hamburger Volksbank als begehrter Anlageplatz in turbulenten Zeiten erwiesen. Die Zahl der Kunden erhöhte sich um knapp 7000 auf rund 100 000.

Brüggestrat forderte angesichts der Bankenkrise Konsequenzen: "Die Kreditwirtschaft muss wieder verantwortlicher mit Risiken umgehen. Es schadet dem Gemeinwohl, wenn ein Unternehmen ausschließlich Partikularinteressen seiner Eigentümer verfolgt und die Risikokosten letztlich dem Staat auflädt." Die Volksbank blieb von den Verwerfungen am Kapitalmarkt weitgehend verschont. Für 2008 musste sie lediglich Abschreibungen von gut drei Millionen Euro verbuchen. Lehman-Zertifikate gehörten nicht zur Produktpalette.

Im Kreditgeschäft gab es nur eine leichte Steigerung von zwei Prozent auf 763 Millionen Euro. Als Folge der Fusion von Hamburger Bank und Volksbank Hamburg zur Hamburger Volksbank im Jahr 2007 konnten die Sachkosten deutlich gesenkt werden und die Zahl der Vollzeitstellen nahm um sechs auf 466 ab. Damit verbesserte sich bei einer um 28 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro erhöhten Bilanzsumme der Jahresüberschuss von 1,5 Millionen auf 2,1 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite lag bei 6,9 Prozent.

Allerdings habe man im Jahresabschluss 2008 schon Vorsorge für das schwierigere konjunkturelle Umfeld der Jahre 2009 und 2010 getroffen, sagte Brüggestrat. Denn nun komme die Krise auch bei den Geschäftskunden in Hamburg an. Dies zeige sich unter anderem darin, dass sie ihre Investitionspläne deutlich zurückgefahren hätten.

Entgegen der Tendenz der vergangenen Jahre wird die Zahl der Filialen demnächst von 44 auf 43 abnehmen: Die Geschäftsstelle in Moorburg wird im September geschlossen. Wie Brüggestrat außerdem ankündigte, bekommt die Volksbank einen neuen Privatkundenvorstand: Für Enno Emmerinck, der Ende Juni in den Ruhestand tritt, kommt Anfang Oktober Thomas Brakensiek, derzeit Chef der BMW Bank in München.