Schweigend, ohne Sprechchöre oder Trillerpfeifen ziehen rund 1000 Arbeiter vom Werkstor der Wadan-Werften die wenigen hundert Meter zum Kirchenplatz in Rostock-Warnemünde.

Rostock/Wismar. - Betriebsrat Harald Ruschel erinnert seine Kollegen an ihre Kompetenz: "Wir können Stahl zum Schwimmen bringen. Wir sind eine Werft und wir können alles. Was wir brauchen, ist Arbeit, damit wir hier leben können." Er bekommt für seine Rede freundlichen Applaus - kämpferische Zuversicht sieht anders aus. Die Beschäftigten schwanken zwischen Hoffnung und Resignation.

Der drittgrößte deutsche Werftenverbund mit rund 2400 Mitarbeitern hatte Anfang Juni Insolvenz angemeldet und verfügt derzeit über keine liquiden Mittel. Ein Massekredit von 200 Millionen Euro muss in den nächsten Tagen gewährt werden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Gestern kamen insgesamt rund 6000 Menschen zu zwei Kundgebungen an den beiden Standorten in Rostock und Wismar. Ministerpräsident Erwin Sellering sagt, die Werften gehörten zu den modernsten und produktivsten in Europa. In jedem Schiff stecke so viel Hochtechnologie wie in einem Flugzeug. "Wir wissen, dass uns für eine gewisse Zeit die Arbeit ausgehen wird", sagte der Sozialdemokrat. Es werde nun nach Lösungen beispielsweise mit Kurzarbeitergeld gesucht. Bis Ende Juli zahlt das Arbeitsamt den Beschäftigten Insolvenzgeld.