Die Podiumsdiskussion des Wirtschaftsrats der CDU war wohl selten so emotional. Selten fühlten so viele Zuhörer sich persönlich betroffen, selten waren Gäste und Teilnehmer sich so einig.

Hamburg. Kein Wunder, schließlich ging es um die Rolle der Frau in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft, unter der Fragestellung "Megatrend Frauen?". Dass dieser Trend noch immer nicht Realität, sondern eine Wunschvorstellung ist, wurde während des Einführungsvortrags von Heiner Thorborg, Autor des Buches "Oben ohne - warum es keine Frauen in unseren Chefetagen gibt", schnell klar. Frauen spielen in deutschen Unternehmen nach wie vor eine unbedeutende Rolle. Sie sind seltener Abteilungsleiter oder Geschäftsführer als ihre männlichen Kollegen und verdienen im Schnitt 23 Prozent weniger, so der Experte. Das Berufsleben sei auf Männer zugeschnitten, während viele Frauen den Haushalt führten. "Es ist Zeit, einige Regeln des Zusammenlebens zu überdenken", sagte Thorborg und bekam Beifall vom vornehmlich weiblichen Publikum.

Drei Dinge müssten sich ändern, so der Experte. Die Frauen müssten umdenken und sich nicht mehr die Frage nach Kindern oder Karriere stellen. "Schauen Sie über den Tellerrand, in den USA oder in Großbritannien macht auch eine Mutter von drei Kindern Karriere und ist noch lange keine Rabenmutter." Gleichzeitig forderte er die Firmen auf, weibliche Mitarbeiterinnen mehr zu unterstützen. Zudem müsse die Politik endlich die Weichen für die Förderung der Frauen stellen und flächendeckend Betreuungseinrichtungen schaffen.

"Bei aller Förderung ist es aber wichtig, dass Frauen noch mehr auf sich und ihre Qualitäten aufmerksam machen", sagte in der anschließenden Podiumsdiskussion Erik Santer, Niederlassungsleiter von BMW Hamburg. Männer würden bereits im Sandkasten lernen, sich ins rechte Licht zu rücken, Frauen hingegen eher Zurückhaltung an den Tag legen. "Wer ein Ziel hat, der muss es formulieren", so Santer. Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) gab ihm recht, genauso wie Carola Zehle, Geschäftsführende Gesellschafterin von Carl Tiedemann. "Frauen müssen aktiv werden", sagte sie. Viel wichtiger sei es ihr aber, über die aktuelle Arbeitsweise nachzudenken, "bei der alle morgens in die Büros strömen". Durch die modernen Kommunikationsformen würden sich neue Möglichkeiten wie Telearbeit ergeben. "Und damit die Chance, Frauen besser ins Berufsleben einzugliedern."