Das Deutschland-Geschäft wird abgegeben. Konkurrent LichtBlick spricht von “gutem Tag für die Verbraucher“.

Hamburg. Der geplante Coup ist nur mit Abstrichen gelungen: Vattenfall darf zwar den niederländischen Konkurrenten Nuon übernehmen, muss aber laut einem Beschluss der EU-Wettbewerbskommission dessen deutsche Tochter verkaufen. Die meisten der 275 000 Strom- und der 35 000 Gaskunden von Nuon Deutschland befinden sich in den Heimatmärkten von Vattenfall in Hamburg und Berlin. Die Kommission will mit dem erzwungenen Verkauf eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs in den beiden Großstädten verhindern.

Dennoch hält der schwedische Vattenfall-Konzern an der 8,5 Milliarden Euro teuren Übernahme fest. In einem ersten Schritt will Vattenfall 49 Prozent sowie die "operative Kontrolle" und in den kommenden sechs Jahren die weiteren 51 Prozent von Nuon übernehmen. Der erste Teil der Transaktion soll laut Evard Lind, Sprecher des schwedischen Vattenfall-Konzerns, bereits zum 1. Juli abgeschlossen sein. Eine Frist, zu welchem Zeitpunkt Nuon Deutschland abgegeben werden muss, wurde nicht genannt.

Es waren nicht die deutschen Nuon-Kunden, die Vattenfall zur Übernahme des Unternehmens bewogen. In erster Linie ging es den Schweden darum, dass Nuon nach dem holländischen Versorger Essent - für den RWE gestern von der EU-Kommission die Erlaubnis zur Übernahme erhielt - der zweitgrößte Strom- und Gasversorger des Landes ist. Zudem verfügt Nuon über Kohlekraftwerke und Windkraftanlagen. "Wir benötigen weiter profitables Wachstum. Der Markt in den Beneluxländern ist höchst attraktiv und Nuon ein noch fehlendes Juwel für uns", sagte Vattenfall-Chef Lars G. Josefsson bei Bekanntgabe der Übernahmepläne.

Als Käufer für Nuon Deutschland kommt nur ein ausländischer Konkurrent infrage, der noch nicht oder kaum auf dem deutschen Markt engagiert sei, heißt es aus dem Umfeld von Vattenfall. Denn bei großen deutschen Stromkonzernen wie RWE, E.on oder EnBW würden die gleichen wettbewerbsrechtlichen Probleme auftreten wie bei einer Verbindung von Vattenfall mit Nuon Deutschland. Auch Stadtwerke könnten den Versorger übernehmen, dessen Preise und Produkte laut Nuon-Sprecherin Mandy Ros durch den Verkauf nicht verändert werden. Doch für die Stadtwerke wäre der Kaufpreis wohl zu hoch.

Der Hamburger Vattenfall-Konkurrent und Ökostromanbieter LichtBlick begrüßte die EU-Entscheidung. "Das ist ein guter Tag für die Verbraucher und den Wettbewerb", sagte Gero Lücking, Mitglied der Geschäftsführung von LichtBlick. "Vattenfall ist mit dem Versuch gescheitert, einen lästigen und erfolgreichen Konkurrenten einfach zu schlucken."

Unterdessen betonte der Hamburger Vattenfall-Chef Rainer Schubach, dass der Konzern aus eigener Kraft wachse. Seit Jahresanfang seien in Hamburg insgesamt 4000 neue Kunden gewonnen worden. Hinzu kommen mit Desy und der Holborn-Raffinerie zwei große Industriekunden. Der Marktanteil in der Hansestadt beträgt bei Privat- und Gewerbekunden 82 Prozent und bei Industriekunden mit Desy und Holborn um die 38 Prozent.