Sparkasse muss 10 000 Euro zahlen. Kunde wurde nicht über Risiken und die Bank-Provision aufgeklärt.

Hamburg. Ein Urteil des Landgerichts Hamburg macht den bis zu 50 000 deutschen Opfern der US-Pleitebank Lehman Brothers Hoffnung. Das Gericht hat die Hamburger Sparkasse (Haspa) gestern zu vollem Schadenersatz gegenüber dem pensionierten Hamburger Lehrer Bernd Krupsky (64) verurteilt. Er hatte auf Anraten der Bank 10 000 Euro im Dezember 2006 in Lehman-Zertifikate angelegt, die durch die Pleite der US-Bank im September 2008 wertlos wurden. Nach der Gerichtsentscheidung muss ihm die Haspa die 10 000 Euro ersetzen.

Die Richter erkannten zwei Pflichtverletzungen, die auch vielen anderen Lehman-Beschwerden zugrunde liegen. So habe die Haspa den Kläger weder über die fehlende Einlagensicherung der Zertifikate noch über die Höhe der Gewinnmarge für die Bank und damit ihr wirtschaftliches Eigeninteresse beim Verkauf der Papiere aufgeklärt, sagte der Vorsitzende Richter Martin Tonner.

"Das Urteil hat Signalwirkung, weil sich zumindest die verschwiegene Gewinnmarge auf viele andere Fälle übertragen lässt", sagte Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleistungen dem Abendblatt. Der Chef der Verbraucherzentrale Hamburg, Günter Hörmann, rät Betroffenen nach dem Urteil, "bei Banken und Sparkassen auf Entschädigung zu pochen".

Die Haspa hatte für 54 Millionen Euro Zertifikate von Lehman Brothers erworben, um sie an ihre Kunden zu einem höheren Kurs weiterzuverkaufen. Die Gewinnspanne der Haspa lag bei 4,8 Prozent. Zertifikate, die nicht verkauft werden konnten, hätte die Bank nur mit einem Abschlag an Lehman Brothers zurückgeben können. Darin sah das Gericht "einen besonderen Anreiz zur Empfehlung gerade dieses Produkts". Die Offenlegung von Provisionen und Gewinnmargen hatte der Bundesgerichtshof seit 2000 mehrfach gefordert.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Haspa kündigte an, Berufung beim Oberlandesgericht einzulegen. "Das Gericht hat rückwirkend Pflichten für Banken erkannt, die es vorher nicht gab", sagte Haspa-Privatkundenvorstand Reinhard Klein.