Die Auswirkungen der weltweiten Konjunkturkrise haben jetzt auch den Hamburger Schiffs-TÜV Germanischer Lloyd (GL) erreicht. Nach einer außerordentlichen Betriebsversammlung steht fest: Das Unternehmen will 100 bis 120 Stellen abbauen.

Hamburg. - Betroffen sind die maritimen Dienste und die Beschäftigten in der Zentrale, zu denen rund 1200 der mehr als 6400 Beschäftigten weltweit zählen, bestätigte Unternehmenssprecher Olaf Mager gestern dem Abendblatt.

"Wir wollen möglichst auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten und suchen einvernehmliche, faire Lösungen", sagte Mager. Dazu sollen auch Angebote für den Vorruhestand gehören, erfuhr das Abendblatt aus Unternehmenskreisen.

Hintergrund für die Maßnahmen ist, dass seit Monaten weltweit so gut wie keine Aufträge für Schiffsneubauten mehr vergeben werden. Dies gilt vor allem für Containerfrachter, bei deren Bauaufsicht und Betreuung der GL Weltmarktführer ist.

"Wir gehen zudem davon aus, dass bei den Werften feste Aufträge von Reedern zurückgezogen werden, weil in der Schifffahrt ohnehin Überkapazitäten bestehen", sagte ein mit dem Vorgang vertrauter Experte.

Zuletzt hat der GL seine Mitarbeiterzahl kräftig ausgebaut. Allein 2008 gab es 800 Einstellungen infolge des noch anhaltenden Schiffbaubooms. Die vom GL betreute Flotte sollte bis 2011 um 50 Prozent zulegen. Derzeit werden 6870 Schiffe technisch geprüft. Der Umsatz war 2007 um knapp 16 Prozent auf 421,7 Millionen Euro gestiegen.

Die Zahlen für 2008 liegen noch nicht vor. Die Bilanzpressekonferenz hatte der GL kurzfristig verschoben, weil noch über eine Übernahme verhandelt werde, hieß es.

Im April gelang den Hamburgern mit der britischen Nobel Denton mit 900 Mitarbeitern ihr bisher größter Zukauf. Die Briten sind bei Beratung und Überwachung für die Branchen Gas und Öl stark.

Der GL gehört dem Hamburger Kaufmann Günter Herz, der das Unternehmen 2006 nach einer Übernahmeschlacht mit dem französischen Konkurrenten, der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas, kaufte.