Im Machtkampf mit dem VW-Konzern setzt der in Geldnot geratene Großaktionär Porsche offenbar auf Beistand vom Konkurrenten Daimler.

Stuttgart. Auf der Suche nach einem Investor habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking außer mit dem Emirat Katar auch mit Daimler-Chef Dieter Zetsche verhandelt, berichteten die "Bild am Sonntag" und das "Manager Magazin". Die Chancen auf Staatshilfe sind für den Sportwagenhersteller nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) stark gesunken.

Laut "Bild am Sonntag" ist Daimler an einer 20-prozentigen Beteiligung an Porsche interessiert. Zetsche erhoffe sich davon eine enge technische Zusammenarbeit mit Volkswagen - etwa bei einer gemeinsamen Entwicklung von Plattformen für die A- und B-Klasse. Porsche hat sich 51 Prozent der Stimmen an Europas größtem Autohersteller VW gesichert und sucht nun dringend nach Geldgebern, um den dabei angehäuften Schuldenberg abzutragen.

Die Gespräche zwischen Daimler und Porsche befänden sich in fortgeschrittenem Stadium, berichtete das "Manager Magazin" unter Berufung auf Finanzkreise. Diskutiert werde, dass Daimler über eine Kapitalerhöhung Porsche-Aktien übernehme. Möglich sei auch, dass Daimler Porsche ein Paket VW-Optionen abnehme. In Industriekreisen hieß es, diese Möglichkeiten seien ernst zu nehmen. Ein Daimler-Sprecher sagte: "In der Branche spricht jeder mit jedem. Im Übrigen sind das Spekulationen, die wir nicht kommentieren." Ein Porsche-Sprecher sagte: "Wir wissen davon nichts."

"Strohhalm von Wiedeking"

Daimler war allerdings noch im März selbst finanziell so klamm, dass sich das Unternehmen mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen musste. Bisher hat Zetsche erklärt, Daimler komme ohne eine Beteiligung an einem Konkurrenten durch die Branchenkrise. Zudem dürfte ein Schulterschluss von Daimler und VW das Kartellamt auf den Plan rufen. In Aufsichtsratskreisen bei Porsche wird die Daimler-Variante laut "Süddeutscher Zeitung" als "Strohhalm von Wiedeking" bezeichnet.

Dem Magazin "Focus" zufolge sollen nach Wiedekings Plänen sogar 29,9 Prozent der Porsche-Anteile an einen externen Investor gehen. Bisher war nur eine mögliche 25-prozentige Beteiligung des Emirats Katar bekannt. In einem Papier zur künftigen Beteiligungsstruktur, das Wiedeking den Eignerfamilien Porsche und Piëch präsentiert habe, tauche allerdings der Name des Emirs von Katar nicht auf, hieß es in dem Bericht.

Guttenberg sagte unterdessen der "BamS", dass Porsches Chancen auf eine "positive Entscheidung" des 1,75-Milliarden-Euro-Kredits "durch das negative Votum der KfW objektiv geringer geworden" sei. "Selbstverständlich prüfen wir aber jeden Antrag weiterhin verantwortungsvoll." Der Konzern will weiter mit der KfW verhandeln.