Großaktionärin Madeleine Schickedanz will den Konzern als Ganzes erhalten, Senator Gedaschko baut darauf, dass die Hamburger Filialen bestehen bleiben.

Hamburg. Für Arcandor und seine Beschäftigten beginnt eine neue Woche des Hoffens und Bangens. Noch ist unklar, wie es mit dem insolventen Handels- und Touristikkonzern weitergeht. Die Großaktionärin Madeleine Schickedanz (65) sprach sich für den Erhalt des Unternehmens aus. "Wir wollen nicht, dass der Konzern zerschlagen oder verramscht wird", sagte ihr Ehemann und Arcandor-Aufsichtsrat, Leo Herl, der "Bild am Sonntag".

Die gesundheitlich angeschlagene Miteigentümerin Schickedanz, die nach einem Zusammenbruch und klinischer Behandlung wieder Zuhause weilt, werde ihr Aktienpaket nicht verkaufen. Zugleich trat der Ehemann Vorwürfen entgegen, seine Frau habe sich verzockt und zu wenig um den Konzern gekümmert. "Meine Frau macht sich Sorgen, dass sie möglicherweise alles verlieren könnte, was ihre Eltern in harter Arbeit aufgebaut haben", sagte Herl. Schickedanz - mit 29 Prozent an Arcandor beteiligt - habe seit 2004 immer wieder Kapital nachgeschossen, insgesamt habe sie einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Firma gesteckt. Das gesamte Vermögen seiner Frau stecke in dem Arcandor-Aktienpaket.

Unterdessen kann Arcandor möglicherweise doch noch auf staatliche Unterstützung hoffen. Dabei geht es um einen sogenannten Massekredit, der in der Insolvenz ein Instrument ist, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Der Bund könnte einen solchen Kredit mit einer Bürgschaft absichern, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Arcandor prüfe zurzeit, ob ein Antrag gestellt werde, sagte Unternehmenssprecher Gerd Koslowski. Konkurrent Metro erneuerte wiederum sein Übernahmeangebot für Arcandors Karstadt-Kaufhäuser. "Wir haben weiterhin Interesse, 60 der 90 Karstadt-Filialen zu übernehmen", sagte ein Metro-Sprecher.

Er bestritt, dass Metro im Fall einer Übernahme einen KfW-Kredit von 200 Millionen Euro in Anspruch nehmen wolle. "Bei unserer Planung haben Staatshilfen bisher keine Rolle gespielt und werden weiterhin keine Rolle spielen", sagte er. Metro will seine Kaufhof-Filialen mit den Karstadt-Häusern zusammenlegen. Bei der Rettung von Arcandor stützen sich Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und der Generalbevollmächtigte Horst Piepenburg laut "Euro am Sonntag" auf das bereits Mitte April von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick vorgestellte Sanierungsprogramm.

Der Plan sehe vor, dass sich der Konzern auf die profitablen Kernbereiche von Karstadt und der Versandhandelssparte Primondo (Quelle) konzentriert und den Wachstumskurs der Reisetochter Thomas Cook fortsetzt. Im Warenhausbereich wollte man sich auf das mittlere Preissegment konzentrieren und Edeladressen wie KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) abgeben. Zudem sollten Standorte geschlossen und bei Primondo Stellen abgebaut werden.

Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko hofft, dass eine große Anzahl oder alle Karstadt-Häuser in Hamburg erhalten bleiben: "Wir haben in Hamburg keine Problemhäuser, das ist ein großer Vorteil. Und die Mitarbeiter sind engagiert bis in die Zehenspitzen." Vieles hänge jetzt von den Kunden ab, die den Häusern ihre Treue halten sollten.

Zu den Problemen von Karstadt beigetragen hat auch der Verkauf von fünf Warenhaus-Immobilien an Fonds des Projektentwicklers Josef Esch und der Privatbank Sal. Oppenheim. Die Fonds, in die - vor seinem Wechsel zu Arcandor - auch der frühere Konzernchef Thomas Middelhoff investiert hatte, verlangten einem Bericht des "Spiegel" zufolge sehr hohe Mieten von Karstadt. So habe in München die Garantiemiete 23,2 Prozent vom Umsatz der Filiale betragen, während nach Expertenansicht schon zehn Prozent kaum noch erwirtschaftet werden könnten.