Der Emir liebt das Schöne: Kunst, Luxusjachten, Rassepferde. Und Autos mit vielen Pferdestärken - offenbar will Katar viele Petrodollar in den deutschen Sportwagenbauer Porsche investieren.

Hamburg. Der Emir von Katar liebt das Schöne: Er besitzt exzellente Kunstsammlungen und mehrere Luxusjachten, in seinen Stallungen stehen 250 Rassepferde. Und wie es sich für einen Herrscher eines ölreichen Scheichtums gehört, schätzt er auch Autos mit vielen Pferdestärken - vor allem Mercedes und Maybach.

Doch es sieht ganz so aus, als sollte demnächst der Anteil einer anderen Stuttgarter Marke zunehmen. Denn der Einstieg des Emirats Katar beim hoch verschuldeten Sportwagenbauer Porsche rückt offenbar in greifbare Nähe. "Es gibt Gespräche nur noch mit Katar", sagte ein Porsche-Sprecher. Unternehmenskreisen zufolge könnte es schon in den nächsten Wochen eine Einigung geben - die Porsche dringend bräuchte. Denn Firmenchef Wendelin Wiedeking hat sich bei dem Versuch, den Volkswagen-Konzern komplett zu übernehmen, finanziell verhoben. Porsche sitzt nun auf einem Schuldenberg von neun Milliarden Euro, der früher stets vor Selbstbewusstsein strotzende Wiedeking musste sogar nach Staatshilfen fragen.

Allerdings ist noch unklar, auf welche Weise Katar den Stuttgartern aus dieser misslichen Situation heraushelfen könnte. "Derzeit weiß man das vielleicht nicht einmal bei Porsche selbst", sagte Björn Voss, Autoexperte bei M.M. Warburg, dem Abendblatt. Eine der möglichen Varianten bestünde darin, dass man Katar die Optionen auf VW-Aktien verkauft. Zum Hintergrund: Porsche hält 51 Prozent der Volkswagen-Anteile und hat sich Optionen auf weitere 24 Prozent gesichert.

"Das müsste Piëch ärgern"

"Solange es das VW-Gesetz gibt, ist es für Porsche ohnehin egal, ob sie 51 oder 75 Prozent an VW besitzen", sagte Voss. Wiedeking hatte darauf gesetzt, dass diese Regelung, die dem Land Niedersachsen mit einer VW-Beteiligung von 20 Prozent ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen zugesteht, von der EU gekippt wird - was aber nicht geschehen ist.

Die zweite Handlungsmöglichkeit für Porsche bestünde darin, einen Teil des VW-Aktienbestandes an Katar weiterzugeben. Katar könnte sich aber auch über eine Kapitalerhöhung direkt am Sportwagenbauer beteiligen und diesem dadurch neue finanzielle Spielräume verschaffen. In Finanzkreisen heißt es, der Emir könne über seinen Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) bis zu 25 Prozent erwerben.

In der Branche wird derzeit jedoch auch spekuliert, wie Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch zu den Verhandlungen mit den Arabern steht. Piëch ist zwar Großaktionär von Porsche und müsste es daher begrüßen, wenn dem Unternehmen in der Not geholfen wird. Auf der anderen Seite gilt er als Machtmensch und könnte ein Interesse daran haben, wenn Wiedeking in seine Grenzen gewiesen wird. "Piëch hat zuletzt klargemacht, dass er bei dem Zusammenschluss von Porsche und VW gern die Zügel in die Hand nehmen würde", sagte ein Autoanalyst, der nicht genannt werden wollte. "Insofern müsste es Piëch ärgern, wenn Wiedeking dank der Hilfe aus Katar nun seine Verhandlungsposition verbessern kann." Letztlich werde der VW-Patriarch aber gezwungen sein, dies zähneknirschend hinzunehmen.

"Katar muss seine Petrodollar investieren"

Eher durchschaubar sind die Motive des Emirs: "Katar muss seine Petrodollars in chancenträchtige Geschäfte investieren", so Voss. In einem Interview mit dem "Spiegel" hatte der Herrscher schon im März sein Interesse an der deutschen Automobilindustrie bekundet. Wichtig sei aber auch der "richtige Preis." Der Emir sieht die Finanz- und Wirtschaftskrise als einmalige Einstiegschance. So beteiligte sich der Staatsfonds QIA an den Großbanken Barclays und Credit Suisse.

Der Absatzmarkt, den sich Porsche durch eine Verbindung mit Katar sichern könnte, ist allerdings eher begrenzt. Das Emirat ist zwar das Land mit dem dritthöchsten Pro-Kopf-Einkommen (rund 66 000 Euro), hat aber nicht einmal eine Million Einwohner - und das Straßennetz ist nicht überall für Sportwagen geeignet.