“Wir schauen trotzdem nach vorn“: Chef der Filiale Mönckebergstraße macht Beschäftigten in Hamburg Mut.

Hamburg

mw/sla

Nach wochenlangen Rettungsbemühungen kam der schwarze Tag für Arcandor schneller als erwartet: Das Unternehmen stellte gestern mit seinen Tochterunternehmen Karstadt und Quelle wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Insolvenz. Mit Entsetzen und Tränen reagierten die Mitarbeiter in ganz Deutschland auf die Nachricht.

Insgesamt trifft die Insolvenz 43 000 Menschen - davon mehr als 2500 in Hamburg an einem Dutzend Standorten von Karstadt und Karstadt Sport. Das Geschäft in den Warenhäusern und bei den Versandhandelstöchtern läuft jedoch vorerst normal weiter.

Dem Konzern drohte das Geld auszugehen, da am Freitag Kredite in Höhe von 710 Millionen Euro fällig sind. Der Insolvenzantrag sei "unvermeidbar" gewesen, nachdem die Bundesregierung am Montag Anträge des Konzerns auf staatliche Hilfen abgelehnt hatte, sagte Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick.

Der Bund hatte dem Konzern zwar noch eine letzte Frist zur Überarbeitung des Antrags eingeräumt. Die geforderte Verbesserung sei jedoch "nicht erreichbar" gewesen, teilte Arcandor mit. Nach Angaben des Arcandor-Generalbevollmächtigten Horst Piepenburg ist es das bisher größte deutsche Insolvenzverfahren.

Der Konkurrent Metro hält an seinen Übernahmeplänen für Karstadt fest und will die Gespräche schnell weiterführen. Die Zukunft des größten Karstadt-Standortes in Hamburg scheint dabei relativ sicher zu sein. "Wir stehen im Umsatzranking bundesweit an zweiter Stelle", sagte Werner von Appen, Chef der Karstadt-Filiale in der Mönckebergstraße. Zudem seien dort noch 2008 insgesamt 37 Millionen Euro investiert worden. "Deshalb werden wir trotz dieser schlechten Nachrichten nach vorne schauen."

Auch der vorläufige Arcandor-Insolvenzverwalter, der Kölner Anwalt Klaus Hubert Görtz, machte den Mitarbeitern Mut. "Eine Insolvenz ist nicht mehr automatisch mit einer Pleite gleichzusetzen." Drei Monatsgehälter würden durch das Insolvenzgeld abgedeckt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte gestern nach der Insolvenz das Nein der Bundesregierung. "Uns waren die Zusagen der Eigentümer und der Gläubiger absolut nicht genug, sich für Arcandor zu engagieren", sagte die CDU-Politikerin. "Wir haben auch auf die Steuergelder zu achten."