Was ist eine Milchmädchenrechnung? Der Duden sagt in Band 10: Eine Milchmädchenrechnung sei “umgangssprachlich abwertend, eine auf Trugschlüssen aufgebaute Rechnung und Erwartung“.

Also, da bin ich ja richtig und möchte deshalb vom Porsche-Chef Wendelin Wiedeking (der Name klingt, seien wir ehrlich, wie von Loriot erfunden, aber da sind Wendelins westfälische Eltern schuld, also nichts für ungut!) sprechen und mit ihm eine Milchmädchenrechnung ohne den Wirt, auch ohne den Volkswirt aufmachen.

W.W. also hat 2008 als Spitzenverdiener unter den europäischen Managern am meisten Geld verdient: 77,4 Millionen im Jahr, und das im sparsamen Ländle Schwaben, in Stuttgart, wo man aus Sparsamkeit so weit eigentlich gar nicht zählen kann. 77,4 Millionen. Wir wollen ihm das auch gar nicht neiden, denn so hoch, wie diese Summe ist, reicht kein Neid. Jeder denkt da eher, dass so viel Geld gar nicht glücklich machen kann. Und an den griechischen König Midas denkt man, dem alles zu Gold wurde, sodass er verhungert wäre, weil auch sein Steak und sein Salat und seine Bockwurst und sein Kaviar zu Gold wurden, sodass er um Befreiung von dem Geschenk bat und ihm der Gott Dionysos befahl, im Fluss Paktolos zu baden, um sich vom Gold zu befreien. Später wuchsen ihm auch noch Eselsohren, aber das ist eine andere Geschichte.

W.W. ging auch inzwischen baden, finanziell gesehen, aber zunächst hatte er das Geld verdient, und die Porsche-Eigner gaben ihm ein (in Zahlen: 1) Prozent des Gewinns, den er machte, nach dem Sprichwort: Man soll dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.

Und so haben sie ihm das Maul mit Gold gestopft, und er hat es weit aufgerissen und getönt, dass er keine Staatshilfe brauche. Aber dass er, vor Gier und Geld, bald aussah, als hätte ihn George Grosz gezeichnet, dafür konnte er ja auch nichts.

Und jetzt steht er da und hat sich verzockt und gesteht kleinlaut, dass er Staatshilfe brauche, 1,75 Milliarden Euro, weil der laufende Porsche-Betrieb nicht mehr zu finanzieren sei. Und der gewandete Wendelin kommt jetzt daher wie ein Sozialhilfeempfänger und bettelt den Staat an. Und nun die Milchmädchenrechnung. Wenn 77,4 Millionen ein Prozent vom Gewinn 2008 sind, also von 7,7 Milliarden, dann, da stimmen Taschenrechner, Milchmädchen und Adam Riese überein, dann müsste jetzt W.W. nur 90,4 Millionen zurückzahlen. Denn das macht ein Prozent von neun verzockten Milliarden. Verstanden, Herr W.W.? Hinzu kommt: Zurückgeben ist seliger als Nehmen!