Die Rabattschlacht ist im vollen Gange, der Preis ist das Hauptargument. Und die Unsicherheit, wie es mit Opel weitergeht, ist groß. Ein Besuch beim Händler Krüll in Hamburg.

Hamburg. Olaf Kütbach läuft zielstrebig zum Schreibtisch des Opel-Verkäufers. Der schwarze Opel Antara soll es sein, aus der Anzeige im Internet. Bei einem Freund habe er den Geländewagen schon gefahren, "er ist bequem, das ist mir wichtig". Aber am wichtigsten: Der Preis. "Es war das günstigste Angebot", sagt der Mann. Er ist extra aus Reinfeld bei Lübeck zu Krüll in Hamburg gekommen, um das Schnäppchen zu machen. Leider ist der Wagen gerade verkauft. Enttäuscht verlässt er das Autohaus.

Kütbach ist der typische Autokäufer dieser Tage: Der Preis wird zum Hauptargument, die Rabattschlacht ist in vollem Gange. "Die Kunden informieren sich vorher genau im Internet und vergleichen die Preise, bundesweit", sagt Andreas Kolbe, Teamleiter Opel bei Krüll, nachdem er den Kunden noch bis zur Tür gebracht hat. Der Preiskampf, der für alle Autohändler ein Problem ist, weil er die Marge drückt, könnte für Opel-Händler und für den Hersteller noch zur Überlebensfrage werden.

Schließlich wird Opel ab dieser Woche nur noch durch Staatsgeld über Wasser gehalten. Gestern bekam der Hersteller eine erste Zahlung daraus in Höhe von 300 Millionen Euro.

Und bald läuft die Abwrackprämie aus. "Von selbst wird das Geschäft dann nicht funktionieren", sagt Kurt Kröger, Inhaber des Hamburger Autohauses Ernst Dello. Hersteller und Händler müssen gemeinsam weitere Preisaktionen stemmen, um Kunden zu locken. Diese haben derzeit bei Opel nicht nur die Chance auf 2500 Euro aus dem staatlichen Umwelttopf, sondern bekommen von Hersteller und Händler noch gut 2000 Euro Rabatt dazu. "Die unverbindliche Preisempfehlung existiert beim Autokauf ja praktisch nicht mehr", sagt Krüll-Filialleiter Bernhard Winkler.

Die Marge wird dünner und dünner. Und das, obwohl Opel ja noch "nicht in schwarzen Zahlen ist", sagt Kröger. "Bisher ist nach einem halben Jahr der Unsicherheit nur klar, wohin die Richtung geht", ergänzt Hartmut Joswig, Inhaber des Opel-Händlers Lensch & Bleck, der auch die General-Motors-Marken Chevrolet und Saab anbietet. Zusammen mit dem Investor Magna müsse die Opel/Vauxhall-Gruppe in Europa sich nun ohne den Mutterkonzern GM ganz neu ausrichten. "Wir haben dabei nicht mehr hinter uns als die erste Etappe", sagt Kröger.

Wie recht der Opel-Mann damit hat, bewies Magna gestern mit der Schreckensmeldung, nun offenbar an der eigenen Courage zu zweifeln: "Es kann nicht gewährleistet werden, dass die angepeilte Transaktion letztlich auch zustande kommt", teilte der österreichisch-kanadische Zuliefererkonzern mit, der zuvor über Wochen für seine Beteiligung bei Opel geworben hatte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach davon, dass es bislang nur Absichtserklärungen gebe und noch keine bindenden Verträge. Da sei noch einiges an Arbeit zu leisten.