Die Not schweißt zusammen: Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern ist Geschäftsführer Werner von Appen selten vor dem Haupteingang von Karstadt an der Mönckebergstraße anzutreffen.

Hamburg

Doch die Krise, in der sich die Warenhäuser und der Mutterkonzern Arcandor derzeit befinden, trieb am Freitag nicht nur die Beschäftigten, sondern auch den Chef vor die Tür. Geduldig sammelte von Appen Unterschriften von Kunden, die sich mit dem angeschlagenen Handelsriesen solidarisierten. "Niemand kann sich vorstellen, dass Karstadt aus der Innenstadt verschwindet", sagte der Geschäftsführer. "Dadurch würde ein wichtiger Magnet in der City verloren gehen."

Die Zeit wird knapp für den Erhalt der Warenhäuser. Bis zum 12. Juni braucht Arcandor die Zusage über eine Bundesbürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro, sowie einen Kredit von der staatlichen Förderbank KfW über 200 Millionen Euro. Sonst droht dem Konzern nach den Worten von Vorstandschef Karl-Gerhard Eick die Insolvenz.

Bundesweit warben Kaufhauschefs und Mitarbeiter daher am Freitag gemeinsam für eine Unterstützung durch den Bund. Allein in Hamburg kamen 50 000 Unterschriften zustande. In Eimsbüttel und Harburg unterstützten auch die Bezirksamtsleiter die Aktionen vor den dortigen Kaufhäusern.

Dass Arcandor die nötige Unterstützung tatsächlich erhält, wird allerdings immer unwahrscheinlicher. Wirtschaftsprüfer sprechen dem Konzern nämlich ab, die Bedingungen für die beantragte Staatshilfe zu erfüllen. Wie "manager-magazin.de" unter Berufung auf Kreise des Essener Konzerns berichtete, kam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, die von der Bundesregierung eingesetzt worden sei, zu dem Schluss, dass die Bürgschaftsübernahme mit erheblichen Risiken verbunden sei. Der Konzern verfüge mittlerweile praktisch über keine freie Substanz mehr. Beteiligungsverkäufe könnten zudem zu erheblichen Buchverlusten führen. Die Prüfer widersprächen auch der Behauptung des Unternehmens, es sei durch die Finanzkrise in die derzeit schwierige Lage geraten.

Die Aktie von Arcandor reagierte mit deutlichen Kursverlusten und lag bis zu 14 Prozent im Minus. Vorstandschef Eick hatte zuvor noch von "sehr guten" Gesprächen mit dem zuständigen Bürgschaftsausschuss gesprochen. Dieser soll in der kommenden Woche erneut tagen.