Vor gut zwei Wochen hatte es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch abgelehnt, sich mit den Milchbäuerinnen zu treffen, die vor dem Kanzleramt in den Hungerstreik getreten waren. Am Freitag nahm sie sich nun doch eine Stunde Zeit.

Berlin - Die Kanzlerin empfing eine Gruppe von Milchviehhalterinnen und Landfrauen und versprach ihnen - allerdings ohne konkrete Zusagen - ihre Unterstützung.

"Frau Merkel ist eine angenehme Frau", bilanzierte denn auch Milchviehhalterin Gabriele Stockhoff das Treffen. "Sie hört genau zu. Sie hat klar gesagt, dass sie sich dieser Probleme annimmt." Landfrauenpräsidentin Brigitte Scherb zeigte sich ebenfalls zuversichtlich: "Merkel hat es zur Chefsache gemacht."

Die Bauern leiden unter den niedrigen Milchpreisen, die zum Teil auf weniger als 20 Cent für den Liter gesunken sind - halb so viel wie vor einem Jahr. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert mindestens 40 Cent pro Liter, um zumindest die Kosten zu decken. Merkel weiß jedoch, dass sie am Preis nichts drehen kann und dass es auf EU-Ebene keine Mehrheit gibt, um die geplante Erhöhung der Milchquote auszusetzen, was die Preise stabilisieren könnte.

Immerhin hat die Koalition zinsgünstige Kredite, ein Vorziehen der EU-Beihilfen und eine Entlastung bei der Agrardieselsteuer angekündigt. Inwieweit dies hilft, ist umstritten. Der oberste Milchviehhalter Romuald Schaber spricht von einem "Tropfen auf den heißen Stein". "Durch die niedrigen Preise verliert ein durchschnittlicher Betrieb 50 000 Euro im Jahr an Milchgeld. Billigerer Agrardiesel wiegt aber nur 1000 Euro auf."

Unterdessen forderten am Freitag 2500 Bauern im Frankfurter Bankenviertel einen Rettungsschirm für die Landwirtschaft. In Varel wollen am Pfingstmontag 1000 norddeutsche Bauern mit einer Menschenkette das Wort "Milch" bilden. "Das soll unsere Geschlossenheit demonstrieren", sagte Manfred Ostendorf, Geschäftsführer des Bündnisses Milch Wesermarsch-Friesland/Wilhelmshaven.

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