Deutschlands rund 100 000 Milchbauern können mit raschen Hilfen rechnen. So kündigte gestern Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Besuch eines Bauernhofes im niedersächsischen Ritterhude bei Bremen an, dass “noch vor der Sommerpause, Agrardiesel billiger werden soll“.

Ritterhude - Zudem sollen Direktzahlungen vorgezogen und Bürgschaftsprogramme zur Verbesserung der Liquidität angeboten werden. Davon würden auch alle anderen Landwirte profitieren. Gedrängt hatte auf ein solches Programm vor allem Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).

In seinem Land gibt es mit weitem Abstand die meisten Milchkühe. Sie werden zumeist in kleinen Betrieben gehalten, die im Vergleich zu Höfen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen wenig konkurrenzfähigen sind. Bei aktuellen Erlösen von nur noch um die 20 Cent je Liter Milch sind sie mittelfristig nicht überlebensfähig. Merkel selbst umschrieb die Lage der Milchbauern als "extrem ernst".

Für zusätzlichen Druck auf die Bundespolitik hatten in den vergangenen Wochen Dauerkundgebungen und ein Hungerstreik von Bäuerinnen vor dem Kanzleramt in Berlin gesorgt. Offenkundig als Reaktion darauf machte Merkel das Thema Milchpreise jetzt zur Chefsache und setzte kurzfristig ein Gespräch mit Vertretern der Bauern, der Molkereien, der Bauernverbände aber auch dem Lebensmittelkonzern Edeka auf dem Hof in Ritterhude an. Merkel hatte in Bremen ohnehin Termine auf dem Kirchentag.

Die Gesprächsrunde von gestern aber ändert nichts am grundsätzlichen Problem der Überkapazität bei Milch. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), der sich als Konkurrent zum Deutschen Bauernverband versteht, drängt deshalb die Bundesregierung dazu, auf europäischer Ebene eine Senkung der Milchquote durchzusetzen.

Merkel aber auch der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) machten dagegen nach dem Treffen auf dem Bauernhof deutlich, dass sie dies für ein untaugliches Mittel halten. Wulff setzt sich für eine stärkere Exportförderung ein. Und für Absatzprogramme wie etwa die Pläne, Schulmilch wieder attraktiver zu machen. (fert)