US-Regierung ist mit eingebunden. Potenzielle Investoren Fiat und Magna sollen nun bis zum 20. Mai konkrete Pläne vorlegen.

Hamburg

Die Bundesregierung setzt bei der Opel-Rettung auf Zeitgewinn: Ein Treuhänder soll bei einer Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors (GM) dessen Europageschäft und damit auch Opel vorübergehend übernehmen. Damit will man die Zeit überbrücken, bis ein Investor einsteigen kann. Nach einem Krisentreffen mit Kanzlerin Angela Merkel sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, man arbeite gemeinsam mit GM und der US-Regierung an einer solchen Treuhandlösung.

Voraussetzung für deren Realisierung sei aber, dass mindestens einer der potenziellen Investoren für Opel - der italienische Fiat-Konzern und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna - bis zum 20. Mai ein Konzept vorlegt, das sich als tragfähig erweise. Man könne jedoch nicht davon ausgehen, dass schon bis Ende Mai ein Investor mit GM einig werde, sagte der Wirtschaftsminister.

Experten erwarten eine Insolvenz des US-Autoriesen für Ende Mai oder Anfang Juni. Mit der Treuhandlösung will man für diesen Fall das Vermögen von Opel vor einem Zugriff von Gläubigern der Muttergesellschaft schützen. Bei dem Treuhänder sollen auch die Patente von Opel liegen, die gegenwärtig vom GM-Konzern genutzt werden. Noch ist unklar, wer der Treuhänder sein könnte. Wie es aus Regierungskreisen hieß, soll die weitere Zahlungsfähigkeit von Opel durch einen staatlich verbürgten Kredit eines Bankenkonsortiums sichergestellt werden, offenbar unter Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Bundesländer mit Opel-Standorten.

Für den Autoexperten Marc-René Tonn vom Hamburger Bankhaus M.M.Warburg ist der Sinn des Treuhandmodells gut nachvollziehbar: "Wegen der unterschiedlichen Interessen der an einer Opel-Rettung beteiligten Parteien und des komplexen Themas kann über den Einstieg eines Investors gar nicht schnell entschieden werden." Wenn aber eine Insolvenz von GM etwa dazu führe, dass dringend anstehende Investitionen bei Opel ausbleiben, könne sich dies sehr negativ auf das Unternehmen auswirken - zum Beispiel wenn sich dadurch die Einführung des neuen Astra-Modells verzögere.

Mit dem Treuhandmodell verschafft sich nach Einschätzung von Tonn aber auch der Staat den Spielraum, eine angemessene Rolle bei den Rettungsbemühungen zu finden: "Der Bund und die betroffenen Länder haben ein Interesse daran, Opel-Standorte und Arbeitsplätze zu sichern - und in einem Wahljahr dürfte die Bereitschaft, sich für deren Erhalt einzusetzen, tendenziell höher sein." Auf der anderen Seite müsse die Regierung aber sicherstellen, dass es nicht "auf lange Zeit zu einer Automobilproduktion unter staatlicher Federführung" kommt, so Tonn.

Unterdessen rechnet General Motors selbst immer mehr mit einem Gang in die Insolvenz . "Das ist wahrscheinlich", sagte GM-Chef Fritz Henderson gestern in einem TV-Interview der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. US-Präsident Barack Obama hatte GM bis Ende Mai Zeit gegeben, einen tragfähigen Rettungsplan vorzulegen.