Die Deutsche Post will der Wirtschaftskrise mit einem drastischen Sparprogramm begegnen. Dazu plant der Vorstand, mit den Gewerkschaften über längere Arbeitszeiten und eine Verschiebung der für Dezember geplanten Gehaltserhöhung von drei Prozent zu verhandeln, sagte gestern der Vorstandsvorsitzende Frank Appel in Bonn.

Bonn -

Der Briefvorstand Jürgen Gerdes kündigte sogar an, mit der Politik über eine Erhöhung des Briefportos zu verhandeln. Doch dieser Vorschlag wurde noch gestern Nachmittag höchstpersönlich von Postchef Appel wieder zurückgepfiffen.

Die Wirtschaftskrise hat bei der Deutschen Post im ersten Quartal zu starken Einbußen geführt. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,9 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank vor Einmaleffekten um 42,1 Prozent auf 312 Millionen Euro. Im sonst hochprofitablen Briefbereich schrumpfte der Gewinn um 25,5 Prozent. Vor allem Versandhäuser fuhren ihre Ausgaben für Werbesendungen herunter, was zu niedrigeren Sendungsmengen für die Post führte, erläuterte der Vorstand. Bis Ende 2010 will der Vorstand nun ein Milliarde Euro Kosten einsparen.

Die Post habe mit einem "beispiellosen Nachfrageeinbruch über alle Regionen und Branchen hinweg" zu kämpfen, sagte Appel. "Wenn wir Arbeitsplätze langfristig sichern wollen, dann darf es keine heiligen Kühe geben", sagte Appel. Dabei denke er an eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit bei den 80 000 Briefträgern ohne Lohnausgleich, Lohnverzicht, Auslagerung von Diensten an andere Firmen sowie an die Vergrößerung von Zustellbezirken.

Damit bahnt sich ein Konflikt mit der Gewerkschaft Ver.di an. Ver.di kündigte bereits Widerstand gegen die Forderungen und Vorstöße von Appel an. Der Ver.di-Fachbereichsleiter Nord, Wolfgang Abel, lehnte eine Arbeitszeiterhöhung ohne Lohnerhöhung im Abendblatt strikt ab. Dies würde Tausende Jobs in dem Unternehmen bedrohen.

Um im Briefbereich Kosten zu senken, sollen bald Sendungen, die bisher über das Nachtflugpostnetz transportiert wurden, künftig auf dem kostengünstigen Landweg befördert werden.