Energieversorger will auf seinem wichtigsten Markt in Norddeutschland besser vertreten sein. Erstmals Kundencenter in Altona.

Hamburg. Der Standort Hamburg ist Gewinner eines radikalen Konzernumbaus des Energieriesen E.on. Das Unternehmen ist dabei, die Serviceaktivitäten seiner vier Regionaltöchter E.on Hanse, Quickborn, E.on Avacon, Helmstedt, E.on Edis, Potsdam und E.on Westfalen Weser, Paderborn mit der neuen Gesellschaft E.on Best Service in die Hansestadt zu verlegen. Derzeit befindet sich das Projekt zwar noch in der Umsetzung, aber am Ende werden 250 Mitarbeiter am Heidenkampsweg Arbeiten wie Buchhaltung für die vier Regionaltöchter des Energieanbieters erledigen.

Zudem zog der 100 Mitarbeiter starke Vertrieb von E.on Hanse, wie jetzt bekannt wurde, mit Wirkung zum 1. Mai von Quickborn in die Kühnehöfe nach Altona. Auch die beiden für den Vertrieb zuständigen Vorstände Matthias Wendel und Roman Kaak verlegten ihren Arbeitsplatz in die Hansestadt. Nach Informationen des Abendblatts erfüllt der Konzern damit ein Versprechen an den Hamburger Senat, das er Anfang 2008 leisten musste. Als die Stadt damals den Konzessionsvertrag für das Gasgeschäft wieder an E.on Hanse vergab, wurde dies an die Bedingung geknüpft, dass das Unternehmen mehr Arbeitsplätze in Hamburg schaffen muss.

Zudem ist die Hansestadt mit gut 500 000 der insgesamt eine Million Gaskunden der wichtigste Einzelstandort des norddeutschen Unternehmens, das vor Jahren aus der Fusion des Rendsburger Stromversorgers Schleswag und des Hamburger Gasanbieters Hein Gas hervorging. "Wir wollen näher am Kunden sein", sagte E.on-Hanse-Sprecherin Iris Franco Fratini dem Abendblatt. Auch deshalb will E.on Hanse Vertrieb in der kommenden Woche sein erstes Hamburger Kundencenter in den Kühnehöfen eröffnen. Bislang konnten die Gas- oder Strombezieher aus der Hansestadt nur brieflich oder telefonisch über das unternehmenseigene Callcenter mit E.on Hanse in Kontakt treten oder persönlich zum bisherigen Firmensitz nach Quickborn fahren.

In der schleswig-holsteinischen Stadt verbleibt der Bereich Netze von E.on Hanse. Rund 700 Mitarbeiter in der Zentrale und weitere Beschäftigte in elf Netzcentern in Schleswig-Holstein sorgen dafür, dass es keine Stromausfälle in dem Bundesland gibt und dass neue Leitungen wie etwa das geplante 53 Kilometer lange Seekabel nach Helgoland verlegt werden können.

Die Trennung der Bereiche Vertrieb und Netze ist bei allen Energiekonzernen in der Umsetzung - und dies nicht ganz freiwillig. Die EU-Kommission hatte dies so angeordnet, um mehr Wettbewerb auf den Gas- und Strommärkten in Europa zu ermöglichen. Diese rechtliche Trennung der beiden Bereiche soll etwa verhindern, dass ein Netzbetreiber über jene Entgelte, die jeder Strom- und Gaskunde für die Nutzung der großen Übertragungsnetze bezahlen muss, den Vertrieb des eigenen Unternehmens bevorzugt und damit dessen Position gegenüber Wettbewerbern stützt.

Auch wenn die Entscheidung des Energiekonzerns für Hamburg nicht allein unternehmerische Gründe gehabt haben dürfte, der Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) begrüßt die Initiative des Strom- und Gasversorgers. "Wir freuen uns über dieses Zeichen für die Attraktivität des Standortes Hamburg. Wir wünschen uns, dass davon ausgehend die Wettbewerbsfähigkeit von E.on Hanse gestärkt wird und sich dies in den Preisen für die Hamburger Kunden widerspiegelt", sagte Gedaschko gestern dem Abendblatt.