Brüssel/Peking. Vier Monate vor Beginn der Olympischen Spiele haben Gewerkschaften und Menschenrechtsgruppen führenden Sportartikelherstellern Ausbeutung vorgeworfen. In asiatischen Zulieferbetrieben von Adidas, Nike, Puma oder Asics würden vielfach Hungerlöhne gezahlt und Arbeitnehmerrechte missachtet, heißt es in einem Bericht von Play Fair 2008. Die Initiative aus Gewerkschaften, Verbraucherschützern und Menschenrechtsgruppen befragte 320 Beschäftigte in China, Indien, Indonesien und Thailand.
Die Sportartikelhersteller müssten "unverzüglich für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen", forderte DGB-Chef Michael Sommer. "Noch immer lassen es Firmen wie Nike und Adidas zu, dass selbst chinesisches Arbeitsrecht in ihren Produktionsstätten nicht eingehalten wird. Ein Beispiel ist der chinesische Betrieb Joyful Long, der Adidas, Nike, Umbro und Fila beliefert: Der Betrieb zahlt weniger als die Hälfte des gesetzlichen chinesischen Mindestlohns", sagte Sommer. Bei Joyful Long werden Fußbälle für Werbezwecke gefertigt. Laut Play Fair müssen die Beschäftigten sieben Tage die Woche durcharbeiten, bis zu 330 Stunden pro Monat.
Daneben untersuchte der Verband die Arbeitsbedingungen bei Yue Yuen, dem weltgrößten Hersteller von Sportschuhen. Das taiwanische Unternehmen produziert für Nike, Adidas, Reebok, Puma, Fila, Asics, New Balance und Converse. Arbeiter von Yue Yuen in der chinesischen Stadt Dongguan verdienen laut Play Fair 900 Yuan pro Monat, was etwa 70 Euro entspricht. "Wir müssen hier pro Stunde 120 Paar Schuhe zusammenkleben. Die Aufseher setzen uns ständig unter Druck und beschimpfen uns", wird eine Arbeiterin zitiert.
Arbeiter in Puma-Fertigungslinien bei Yue Yuen berichteten von mindestens drei und bis zu sechs Überstunden pro Tag; Beschäftigte der Adidas-Fertigungslinien von bis zu vier Überstunden täglich. Diese Zusatzarbeit werde nicht vergütet und oft nicht einmal registriert, damit Yue Yuen seinen Abnehmern kürzere Arbeitszeiten vorspiegeln könne, schreibt Play Fair 2008.
Adidas warf Play Fair eine "selektive Konzentration auf mutmaßliche Missstände" vor. "Viele von der Play-Fair-Alliance angesprochene Themen werden bereits in Ansätzen und Programmen der Adidas Gruppe berücksichtigt", so der Hersteller. Man sehe sich "dem Schutz der Rechte der Arbeitnehmer in unserer globalen Beschaffungskette verpflichtet." Auch Puma wies die Vorwürfe zurück.
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