Kurznachricht kostet künftig nur noch 13 Cent. Verbraucherschützer loben “erfreuliche Entwicklung“ für Kunden.

Handynutzer können sich über sinkende Auslandstarife freuen. Rechtzeitig zu den Sommerferien sollen die Preise kräftig fallen. Das Europäische Parlament beschloss gestern in Straßburg eine Verordnung für Kurznachrichten, Datendienste und Telefonate im Ausland, die ab dem 1. Juli gültig ist. "Das ist eine erfreuliche Entwicklung für die Kunden", sagte der Verbraucheranwalt Hans Fluhme dem Abendblatt. "Es ist gut, wenn den Anbietern bei der Preisgestaltung auf die Finger geschaut wird."

Doch was die Verbraucher freut, sorgt bei Unternehmen und Verbänden nicht für Begeisterung. Der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, August-Wilhelm Scheer, kritisierte die Vorschriften als "Preisdiktat". Das Limit von rund 13 Cent pro Auslands-SMS liege unter dem "typischen Preis im Inland von 19 Cent". Der Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Jürgen Grützner, kritisierte die Entscheidung, die Endkundenpreise festzulegen und nicht die unter den Anbietern.

Auch die Anbieter zeigten sich skeptisch. "Wir halten diese weitergehende Regulierung für absolut unnötig", so Telekom-Sprecher Andreas Middel. In der Branche herrsche bereits Wettbewerb. "Wir hätten uns eine Regulierung der Vorhandelpreise gewünscht", sagt auch Jörg Borm, Sprecher von E-Plus. Noch sei es allerdings zu früh, um die genauen Folgen für die Unternehmen abzusehen. Die wichtigsten Änderungen:

Kurznachrichten (SMS)

Im EU-Ausland verschickte SMS dürfen ab dem 1. Juli höchstens elf Cent zuzüglich Mehrwertsteuer kosten, anstatt des heutigen EU-Durchschnitts von 28 Cent. Für Deutschland ergäbe dies maximal 13 Cent brutto. Derzeit zahlen Kunden von T-Mobile, E-Plus und O2 laut der September-Preise 39 Cent, bei Vodafone 41 Cent.

Handygespräche

Die Obergrenze von gegenwärtig 46 Cent ohne Mehrwertsteuer pro Gesprächsminute bei einem abgehenden Telefonat soll zum 1. Juli auf 40 Cent netto sinken. Ein empfangenes Gespräch kostet derzeit 22 Cent die Minute, ab dem 1. Juli nur noch 19 Cent. 2010 folgt der nächste Schritt. Dann dürfen abgehende Telefonate 39 Cent kosten, empfangene 15 Cent. Ab Juli 2011 liegt die Obergrenze bei 35 Cent für Anrufe aus dem Ausland und elf Cent für eingehende Gespräche.

Datenroaming

Auch für das Surfen im Internet oder das E-Mail-Versenden per Handy im Ausland sieht die Regelung Obergrenzen vor. Vorgaben gibt es hier zunächst nur für Großhandelspreise, also die Kosten, die ein spanischer Netzbetreiber dem deutschen Mobilfunkanbieter eines Reisenden für den Datentransfer in Rechnung stellt. Diese Preise sollen ab dem 1. Juli auf einen Euro pro Megabyte übertragener Daten fallen. Bis Juli 2011 sollen sie dann stufenweise auf 50 Cent pro Megabyte gesenkt werden.

Sekundengenaue Abrechnung

Bei Gesprächen im EU-Ausland muss sekundengenau statt minutengenau abgerechnet werden. Gegenwärtig zahlen die Verbraucher durch dieses System nach Angaben der Europäischen Kommission 20 Prozent mehr, als sie eigentlich telefoniert haben.

Rechnung

Künftig soll es für Kunden nach einem Urlaub keine Rechnungsschocks mehr geben. Sobald die Gebühren 50 Euro überschreiten, soll der Kunde gewarnt werden und muss dem Datenempfang dann ausdrücklich zustimmen.