Seit Monaten empfehlen die Analysten die Aktie des Verluste schreibenden Hamburger Solarunternehmens Conergy zu verkaufen - doch in den zurückliegenden vier Wochen hat sich der Wert des Papiers etwa vervierfacht.

Hamburg - Seit Monaten empfehlen die Analysten die Aktie des Verluste schreibenden Hamburger Solarunternehmens Conergy zu verkaufen - doch in den zurückliegenden vier Wochen hat sich der Wert des Papiers etwa vervierfacht. Allein am Freitag zog der Kurs um knapp 24 Prozent auf 1,41 Euro an. Börsenhändler zeigten sich ratlos, was die Hintergründe des Kurssprungs angeht.

"Es muss jemanden geben, der massiv Conergy-Aktien kauft", sagte der Branchenexperte Karsten von Blumenthal vom Hamburger Analysehaus SES Research. Fraglich ist aber, ob die Käufe rein spekulativ motiviert sind oder ob ein Insiderwissen dahintersteckt. Karsten von Blumenthal tippt auf die erste Variante: "Die Probleme von Conergy bleiben die gleichen. Das Unternehmen ist in schlechter Verfassung."

Dagegen verweist ein Analyst der WestLB auf die Verhandlungen des Conergy-Vorstands mit dem US-Konzern MEMC, der die Hamburger mit sogenannten Wafern, dem Vorprodukt der Solarzellen, beliefert. Offenbar hätten sich Spekulationen, wonach die für Conergy sehr ungünstigen Vertragsbedingungen verändert werden sollen, zuletzt verdichtet, so der WestLB-Analyst. Wegen dieser Nachverhandlungen hatte Conergy die für Ende März angesetzte Bilanzpressekonferenz auf unbestimmte Zeit verschoben.

Karsten von Blumenthal erinnert jedoch an einen ähnlichen Kurssprung im November 2008, der sich als kurzlebig erwies: Nachdem der Kurs steil auf 2,70 Euro und damit auf mehr als das zweieinhalbfache hochgeschossen war, stürzte er umso tiefer wieder ab.

Noch im Herbst 2007 notierte die Aktie mit mehr als 23 Euro. Doch dann rächte sich, dass Conergy sich auf dem rasanten Wachstumskurs übernommen hatte. Vorläufigen Zahlen zufolge hat der Konzern im Jahr 2008 bei einem Umsatzanstieg von 40 Prozent auf eine Milliarde Euro einen Verlust von 252 Millionen Euro verbucht.

Ein Firmensprecher wollte sich zu den jüngsten Kurssprüngen nicht äußern. (v.m.)