Laut Studie genießt Bundesrepublik hohes Ansehen in Asien

Stuttgart/Hamburg. Die Zeit der Furcht vor "den Chinesen" scheint vorbei. Geldgeber und strategische Investoren aus Fernost werden in Deutschland inzwischen mit offenen Armen begrüßt. Es gebe noch große Spielräume für weitere Investitionen, sagten Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Siemens-Chef Peter Löscher. Denn noch stünden mehr als 20 Milliarden Euro, die deutsche Unternehmen in China investiert haben, Engagements von nur 775 Millionen Euro chinesischer Unternehmen in Deutschland gegenüber. Aber es zeichnet sich ab, dass dies mehr wird. Und bei den jüngsten Übernahmen des Betonpumpenherstellers Putzmeister und des Solarzellenherstellers Sunways kamen die chinesischen Firmen durchaus gelegen.

Einstmals stand China für Billigkonkurrenz. Produkte wurden unter Nichtberücksichtigung von Umweltstandards und unter unmöglichen Arbeitsbedingungen zu einem unschlagbaren Preis hergestellt. In Deutschland fürchtete man vor allem Industriespionage und den Verlust von Arbeitsplätzen an die Volksrepublik.

Doch es gab ein Umdenken. So betonte Rösler, potenzielle Investoren hätten häufig mit veralteten Vorstellungen zu kämpfen. Es sei ein überholtes Klischee, dass ein Produktionswerk in Deutschland gekauft, abgebaut und dann in China wieder errichtet werde. Das denkt auch Yi Sun, Partnerin bei Ernst & Young Deutschland: "Die meisten Unternehmen wollen hier neue Kunden erschließen und nicht nur möglichst billig in China produzieren."

Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kann Deutschland in den kommenden Jahren mit verstärkten Investments aus China rechnen. Demnach will jedes zweite Unternehmen im Ausland investieren, 14 Prozent in Deutschland. Davon planen neun Prozent Unternehmenskäufe in Deutschland. 56 Prozent der chinesischen Investoren, die in Deutschland investieren wollen, streben ein Joint Venture mit einem deutschen Unternehmen an.

Das Image der Deutschen als fleißig und der Produkte als Wertarbeit wird in China offenbar zusehends geschätzt. Nicht zuletzt die deutschen Premiumautomarken Daimler, BMW und Audi jagen in der Volksrepublik von Rekord zu Rekord. Das lenkt auch das Interesse nach Deutschland. "Deutsche Unternehmen und Marken sind in China sehr angesehen, das prägt das Bild Deutschlands als Investitionsstandort bei chinesischen Firmen", sagt Yi Sun. Erfahrung hat damit bereits Putzmeister-Chef Norbert Scheuch gemacht. Er findet: besser mit den Chinesen als gegen sie. "Alleine können wir den Ansturm, der sich aus China abzeichnet, nicht aushalten", sagt er. Putzmeister wurde Anfang des Jahres von dem chinesischen Konzern Sany übernommen.