Bankenwerte sind bei Anlegern gefragt. Aber Skepsis kehrt am Nachmittag zurück. Sorgen um Italien
Frankfurt. Die Erleichterung über den Hilferuf Spaniens hat an den Finanzmärkten lediglich ein Strohfeuer ausgelöst. Viele Anleger blieben gestern skeptisch, ob die von den Euro-Partnern in Aussicht gestellten Finanzhilfen von bis zu 100 Milliarden Euro für die maroden spanischen Banken ausreichen, um die Schuldenkrise insgesamt in den Griff zu bekommen.
Die Kurse der zehnjährigen Staatsanleihen Spaniens und auch Italiens rutschten nach einem kurzen Erholungsmoment wieder ab, im Gegenzug stiegen die Renditen. Der Euro grenzte seine Gewinne ein und notierte am Nachmittag nur noch bei 1,2545 Dollar. Im Handelsverlauf war er zeitweise bis auf 1,2668 Dollar gestiegen. Der Deutsche Aktienindex (DAX) notierte 0,17 Prozent im Plus bei 6141,05 Punkten, nachdem er zeitweise auf bis zu 6287 Zähler gestiegen war. Die US-Börsen verzeichneten zum Handelsstart nur leichte Gewinne.
Mit der Rettung der spanischen Banken sei zwar ein wesentlicher Schritt zur Krisenbewältigung getan, es seien aber noch längst nicht alle Probleme gelöst, sagte Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater zur Nachrichtenagentur Reuters. "Die Aufräumarbeiten bei den Banken beginnen jetzt erst - sie müssen konsequent Abschreibungen auf faule Kredite vornehmen und sich einer stärkeren Aufsicht unterstellen. Das darf man nicht schleifen lassen, sonst versickert das Geld. Vor allem aber geht es darum, jetzt auch die realwirtschaftliche Entwicklung voranzubringen."
Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise wies auf die unverändert hohe Arbeitslosigkeit in Spanien als ein weiter ungelöstes Problem hin. "Hier muss mit den Reformen weitergemacht werden." Die Bankenproblematik dürfte mit den neuen Maßnahmen aber eigentlich gelöst sein, sagte Heise. Spanien soll zur Stützung seiner Banken, die unter faulen Immobilienkrediten leiden, aus dem Euro-Rettungsfonds bis zu 100 Milliarden Euro erhalten. Die genaue Summe und die Modalitäten der Zahlung sind aber noch unklar.
Der EuroStoxx 50 gewann 0,5 Prozent auf 2155 Zähler und notierte wie der DAX deutlich unter seinem Tageshoch. Auch der spanische Leitindex Ibex reduzierte seine Gewinne und wies noch ein Plus von 0,5 Prozent auf. Die Hilfen für den spanischen Finanzsektor gaben den Banken insgesamt Auftrieb. Der europäische Branchenindex stieg um 1,9 Prozent und sein spanisches Pendant sogar zeitweise um zehn Prozent auf 833,02 Punkte. Deutsche Bank und Commerzbank legten ebenfalls zu. Im EuroStoxx 50 zählten die Titel der spanischen Geldhäuser Santander und BBVA mit Kursgewinnen von zeitweise drei Prozent zu den Gewinnern.