Bremer an Reparaturbetrieb von Sietas interessiert. Insolvenzverwalter spricht auch mit Bewerbern aus Asien und Europa

Hamburg/Bremen. Der Bremer Werftenchef Friedrich Lürßen bewirbt sich um einen Kauf der Hamburger Norderwerft, die zur Sietas-Gruppe zählt. "Wir würden das Unternehmen mit 90 Beschäftigten übernehmen. Es ergänzt unsere Aktivitäten im Reparatur- und Servicebereich auch für Yachten", sagte Lürßen am Freitag dem Abendblatt. Die Bremer sind aber nur an der Reparaturwerft am Ellerholzdamm interessiert und nicht am Neubau von Sietas oder der Neuenfelder Maschinenfabrik, die Kräne fertigt.

"Wir können also nur zum Zuge kommen, wenn der Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann die Norderwerft allein verkaufen will", so Lürßen.Ob sich der Verwalter dazu entschließt, ist offen. Für die Lürssen-Gruppe wäre die Werft der fünfte Standort.

Lürssen gehört damit zu den fünf Interessenten, die sich derzeit um einen Kauf der insolventen Sietas-Werft sowie der beiden nicht von der Insolvenz betroffenen Firmen der Gruppe bemühen. "Wir nehmen keine Stellung zu den einzelnen Bietern. Derzeit werden Gespräche mit allen Interessenten geführt. Dazu gehören auch Bieter ausEuropa und Asien", sagte Cord Schellenberg, der Sprecher des Insolvenzverwalters. Eine Entscheidung über die Zukunft der 600 Mitarbeiter der drei Betriebe dürfte in den kommendenWochen fallen.

Die 1906 gegründete und Anfang 1972 von Sietas übernommene Norderwerft verfügt über drei Docks. Das größte ist 164 Meter lang und hat eine Tragfähigkeit von 12 500 Tonnen. Gute Kontakte hat das Unternehmen zur Deutschen Marine, für die sie im vergangenen Jahr den Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" für mehr als zehn Millionen Euro überholte. Derzeit arbeitet die Belegschaft am Flottendienstboot "Alster", das noch bis Ende Juli in der Werft liegen wird. Anlass ist eine Inspektion, die alle vier Jahrenötig ist. Die Norderwerft ist aber auch auf kurzfristige Einsätze spezialisiert, wenn Schiffe bei Unfällen oder Stürmen beschädigt werden.

Die Lürssen-Gruppe, die sowohl im Marine- als auch im Großyachtbau zu den Weltmarktführern zählt, hatte bereits im Herbst 2011 versucht, nach Hamburg vorzustoßen. Damals hatte Lürssen ein Angebot für Blohm + Voss abgegeben, war aber beim Management und den Betriebsräten von vornherein abgeblitzt. Der Neubau, die Reparatur und der Maschinenbau gingen schließlich an den britischen Finanzinvestor Star Capital Partners. Das Interesse an Hamburg hat bei Lürssen jedoch nicht nachgelassen. "Der Hafen ist der größte maritime Standort in Deutschland. Dort vertreten zu sein würde gut zu uns passen", sagte Friedrich Lürßen.