Nürnberg. Immer weniger Arbeitnehmer werden nach Tarif bezahlt, und immer weniger Betriebe zahlen Tarif. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten jährlichen Umfrage des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter rund 15 300 Betrieben hervor. Demnach arbeiteten 1996 noch 70 Prozent der Beschäftigen in Westdeutschland in Unternehmen, für die ein Branchentarifvertrag galt, 2011 waren es nur noch 54 Prozent. In Ostdeutschland ging der Anteil von 56 auf 37 Prozent zurück.

Gleichzeitig sank die Zahl der Betriebe mit Branchentarifvertrag im Westen von 49 auf 32 Prozent und im Osten von 28 auf 18 Prozent. IAB-Autorin Susanne Kohaut geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in tarifgebundenen Firmen in etwa gleichzusetzen ist mit der Zahl derer, die tatsächlich nach Tarif bezahlt werden. Einen Rechtsanspruch auf tarifliche Bezahlung hätten in diesen Betrieben aber nur Mitglieder von Gewerkschaften, sagte sie. Haus- oder Firmentarifverträge gelten derzeit in zwei Prozent der westdeutschen und drei Prozent der ostdeutschen Betriebe. Gar keinen Tarifvertrag hätten 66 Prozent im Westen und 79 Prozent im Osten.