Designierter Verwaltungsratsleiter bleibt Hauptversammlung fern

Amsterdam. Führungswechsel bei Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS: Bei der Hauptversammlung in Amsterdam präsentierte das scheidende Führungsteam gestern eine glänzende Bilanz für 2011 und positive Perspektiven fürs laufende Jahr. Verwaltungsratsvorsitzender Bodo Uebber sprach von einem "großartigen Jahr 2011". Im laufenden Jahr dagegen gebe es Risiken, etwa durch die Euro-Krise und den Druck auf die europäischen Staaten zu Ausgabenkürzungen.

Uebber wurde nach dem Treffen durch den Franzosen Arnaud Lagardère abgelöst, einen der größten EADS-Aktionäre. Überschattet wurde die Veranstaltung aber dadurch, dass Lagardère nicht selbst erschien. Er wolle dem Vorgänger nicht die Show stehlen, ließ der schillernde Franzose ausrichten.

Genau das tat er jedoch mit seinem überraschenden Fernbleiben. Seit Monaten steht der Wechsel des Vorstands- und Verwaltungsratsvorsitzes fest. Durch die Absage Lagardères wurde die Stabübergabe an der Vorstandsspitze fast zur nebensächlichen Formalie. Dem neuen EADS-Chef Thomas Enders, 53, und seinem Vorgänger Louis Gallois, 68, blieb nichts anders übrig, als die Peinlichkeit mit einem Lächeln zu überspielen. Auch Daimler-Finanzchef Uebber - der das "entschuldigte Fernbleiben" Lagardères verkündete - hatte sich wohl eine andere Amtsübergabe gewünscht. Der 52 Jahre alte Deutsche war in den vergangenen drei Jahren als EADS-Verwaltungsratschef Chefkontrolleur des Riesenkonzerns.

Pünktlich zur Stelle war dagegen der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, der als neues Mitglied in den Verwaltungsrat einzog. Er könnte Branchenkennern zufolge Nachfolger von Lagardère werden, wenn dieser seine früher geäußerte Absicht verwirklicht, seine EADS-Anteile abzugeben.

Der bisherige Airbus-Chef Thomas Enders, der das Amt des Vorstandschefs vom Franzosen Louis Gallois übernimmt, dankte seinem Vorgänger und bezeichnete seine eigene Zeit an der Spitze des Flugzeugherstellers als prägende Periode in seinem Berufsleben.

Gallois hatte EADS seit 2007 geführt und räumt altersbedingt nun seinen Posten. Er konnte sich mit Rekordzahlen verabschieden. Der EADS-Nettogewinn stieg 2011 gegenüber 2010 um 87 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz erhöhte sich um sieben Prozent auf 49,1 Milliarden Euro. In einem wirtschaftlichen Ausblick betonte Gallois, die Ergebnisse des ersten Quartals dürften die positiven Prognosen fürs Gesamtjahr stärken. "Wir sind extrem zuversichtlich mit Blick auf 2012. Der Konzern ist gut aufgestellt, um seine Stellung als globaler Marktführer zu stärken." Zu den größten Herausforderungen gehöre der neue Hightech-Flieger A350.

Der Deutsche Harald Wilhelm wird künftig neben den Airbus-Finanzen auch diejenigen des Gesamtkonzerns führen, da der bisherige Konzernfinanzchef Hans Peter Ring in den Ruhestand geht. Enders bisheriger Vize, der Franzose Fabrice Brégier, rückt dann an die Airbus-Spitze. Gallois erklärte, die größte EADS-Tochter Airbus dürfte in diesem Jahr 570 Flugzeuge ausliefern und bei den Bestellungen eine leicht höhere Zahl erreichen. 2011 erzielte Airbus mit 1608 Neubestellungen einen neuen Rekord.