Hamburger Kreditversicherer Euler Hermes spielt heute große Rolle bei Entscheidung über Zukunft

Hamburg/Ehingen. Es ist eine Zitterpartie bis zum Schluss: Nach wochenlangen Verhandlungen wird der Gläubigerausschuss der insolventen Drogeriekette Schlecker heute darüber entscheiden, ob das Unternehmen mit einem Investor fortgeführt oder zerschlagen wird. Sowohl der Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen als auch der US-Finanzinvestor Cerberus hatten zuletzt Interesse an einer Übernahme gezeigt. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz forderte aber eine Verbesserung und Konkretisierung der Angebote.

Wesentlichen Einfluss auf die Zukunft Schleckers hat der Hamburger Kreditversicherer Euler Hermes, der Lieferungen in Höhe von 300 Millionen Euro an die Kette abgesichert hat und damit der größte Gläubiger ist. "Es geht darum, ein tragfähiges und zukunftsfähiges Konzept für die Fortführung des Unternehmens zu finden", sagte der Sprecher von Euler Hermes, Rolf Schmidt, dem Abendblatt. Dazu sei man auch bereit, auf einen Teil der eigenen Forderungen zu verzichten. Eine Entscheidung sei bislang nicht gefallen.

Klar ist aber auch, dass die Allianz-Tochter ihre Schadensbelastung durch die Schlecker-Krise so gering wie möglich halten will. Euler Hermes hat vor allem Lieferungen der Einkaufsgemeinschaft Markant abgesichert, die die Drogeriekette nicht mehr bezahlen konnte. Wie hoch der Schaden der Hamburger ausfällt, dürfte unter anderem davon abhängen, zu welchem Preis die noch verbliebenen Sicherheiten wie der Warenbestand oder verpfändete Grundstücke verkauft werden können.

Viele der 14 300 Schlecker-Beschäftigten setzen ihre Hoffnung unterdessen auf den Milliardär Nicolas Berggruen, der bereits die insolvente Warenhauskette Karstadt vor dem Untergang bewahrte. Wesentlich härter als bei Berggruen dürfte eine Sanierung durch den US-Finanzinvestor Cerberus ausfallen, dessen Namensgeber der dreiköpfige Höllenhund aus der griechischen Mythologie ist. 2007 übernahmen die Amerikaner vom Autobauer Daimler die Mehrheit an der schlingernden Marke Chrysler. In Deutschland mischten sie bei Woolworth mit.

Um überhaupt noch eine Chance auf eine Übernahme zu haben, sind die Schlecker-Mitarbeiter dazu bereit, über drei Jahre hinweg auf Sonderzahlungen und tarifliche Lohnerhöhungen zu verzichten, was Gehaltseinbußen von gut zehn Prozent gleichkäme. Auch eine Mehrheit der noch verbliebenen rund 100 Hamburger Beschäftigten hätten sich für diesen Schritt ausgesprochen, sagt Katharina Sehne von der Gewerkschaft Ver.di, die in der Hansestadt die Mitarbeiter der Drogeriekette betreut. Schlecker betreibt derzeit noch rund 30 Filialen in Hamburg, nachdem in einer ersten Schließungswelle im Frühjahr bereits die Hälfte aller Läden dichtgemacht wurde.

Unterdessen ist Insolvenzverwalter Geiwitz zumindest die Veräußerung der französischen Tochter Schlecker SNC an den französischen Handelskonzern Systeme U gelungen. Der Fortbestand von 750 Arbeitsplätzen und fast 140 Drogeriemärkten im Nachbarland ist damit gesichert.