Für die Gläubiger könnte dies mehr bringen als ein Verkauf

Ehingen. In der Woche der Wahrheit für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker zeigt sich die Gesamtbetriebsratsvorsitzende mit dem Mut der Verzweiflung: "Wir werden den Kampf nicht aufgeben bis zum Tag der endgültigen Entscheidung", sagte gestern Christel Hoffmann. "Bis zu diesem Tag, dieser Stunde, dieser Minute, werden wir alles tun, um die 13 500 verbliebenen Arbeitsplätze am Leben zu erhalten", fügte sie hinzu.

Am Freitag tagt der Gläubigerausschuss von Schlecker. Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte den zwei noch verbliebenen Interessenten an der Kette - dabei soll es sich um Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen und den US-Investor Cerberus handeln - vergangene Woche ein Ultimatum gestellt. Sie sollen bis zur Sitzung ein belastbares und für die Gläubiger akzeptables Angebot einreichen. Laut "Financial Times Deutschland" (FTD) besteht ansonsten die Möglichkeit, dass die drei größten Gläubiger dann wegen zu hoher Risiken für die Abwicklung von Schlecker stimmen. "Das wäre ein Drama für die Beschäftigen und ihre Familien", sagte Ver.di-Sprecherin Christiane Scheller. Sie appellierte an die Lieferanten, die Warenlieferung nicht einzuschränken. "Die Regale müssen voll sein, das ist elementar wichtig."

Weder Gewerkschaft noch die Arbeitnehmerschaft wollen derzeit daran denken, dass die Gläubiger für eine Zerschlagung stimmen könnten. Doch diese Option scheint nicht unrealistisch. Der größte Gläubiger und Versicherer Euler Hermes habe Warenlieferungen an Schlecker von rund 300 Millionen Euro abgesichert, berichtete die "FTD". Die Entscheidung über die Zukunft Schleckers hänge vor allem von ihm ab. Für den Gläubiger bestehe etwa das Risiko, dass Waren deutlich unter dem Marktwert an einen Investor verkauft werden könnten. Ein weiteres Risiko sei, dass als Sicherheit ausgegebene Grundstücke nicht oder zu einem für die Gläubiger unattraktiven Preis verkauft werden könnten. In diesen Fällen sei der Schaden für den Versicherer höher als bei einer Zerschlagung.

Am Freitag hatten die drei größten Schlecker-Gläubiger Geiwitz eine letzte Galgenfrist von einer Woche gegeben, um einen Investor zu präsentieren. Gelingt ihm dies bis Freitag nicht, wird der Betrieb bei Schlecker eingestellt. Bisher konnten sowohl die angebotenen Kaufpreise als auch die Fortführungskonzepte der Investoren die Gläubiger nicht überzeugen.