Weltweit bald weniger neue Schiffe. Messe SMM im September

Hamburg. Der Schutz deutscher Handelsschiffe vor Piraten reicht deutschen Reedern nicht aus. "Der Einsatz von nur einer Fregatte vor Somalia ist eine Schande. Die Marine tut aus politischen Gründen nicht, was sie tun könnte und was dem wirtschaftlichen Interesse Deutschlands entspricht", sagte der Hamburger Reeder und Schiffsmakler Thomas Rehder gestern im Vorfeld der Schiffbauleitmesse SMM in Hamburg. Rehder verwies darauf, dass Hunderte Seeleute zum Teil über Monate als Geiseln genommen würden. Es liege aber in der Verantwortung der Staaten, die Seewege zu schützen. Der Einsatz privater bewaffneter Kräfte an Bord sei allenfalls die zweitbeste Lösung, so Rehder. Er wird 2013 Präsident des Dachverbandes der europäischen Reeder in Brüssel.

Nachdem im weltweiten Schiffbau 2011 ein Produktionsrekord von 100,9 Millionen Neubautonnen (cgt) erzielt wurde, rechnet Martin Stopford, Geschäftsführer der Beratungsfirma Clarkson Research, für die kommenden Jahre mit einer geringeren Fertigung. Sie werde 2012 bei 94 Millionen und 2013 bei 70 Millionen cgt liegen. Zuvor hatte sich der Ausstoß in 20 Jahren verfünffacht. Die Branche leidet nun unter Überkapazitäten und sinkenden Preisen. Investitionen der Reedereien würden zudem durch die zurückhaltende Kreditvergabe, schwache Fracht- und Charterraten und hohe Treibstoffpreise erschwert, sagte Stopford.

"Auch in dieser Situation gibt es aber Chancen für den deutschen Schiffbau. Sie reichen jedoch nicht für alle", sagte Herbert Aly, der Chef von Blohm + Voss. Neben den Megayachten, auf die auch Hamburgs Traditionswerft setzt, sieht er Chancen bei Fähren und Passagierschiffen. Allerdings versuchen asiatische Werften inzwischen mit Niedrigpreisen stärker Fuß zu fassen. Auch vom Einbau von Schwefelfiltern für Schiffe, die künftig die Nord- und Ostsee passieren sollen, könnten deutsche, aber auch polnische und niederländische Firmen profitieren.

Aufgrund der technischen und politischen Unsicherheiten bewertet Aly die Perspektiven bei Offshore-Windprojekten dagegen eher vorsichtig. "Wachstum wird es unabhängig von politischen Strömungen im Offshore-Bereich für Gas und Öl geben", ist der Werftchef sicher. Deutsche Werften könnten sich hier um Umbauten und Modernisierungen bemühen.

Die Messe SMM, die vom 4. bis 7. September auf dem Messegelände stattfindet, ist die 25. seit 1963. Mit mehr als 90 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist sie auch die bisher größte. Erwartet werden 2000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern und mehr als 50 000 Fachbesucher.