Dublin. Europas größter Billigflieger geht nach einem Höhen- wieder in den Sinkflug über. Nach einem Rekordgewinn stellt sich Ryanair auf einen Ergebnisrückgang ein. Gründe sind die Euro-Schuldenkrise und hohe Treibstoffkosten, teilte das Management gestern mit. Im Geschäftsjahr bis Ende März verdiente der Lufthansa-Konkurrent netto 503 Millionen Euro - ein Plus von 25 Prozent. Analysten hatten im Schnitt 491 Millionen Euro erwartet. Im neuen Geschäftsjahr werde der Überschuss nur noch zwischen 400 und 440 Millionen Euro liegen, kündigte Ryanair an. Es wäre der erste Gewinnrückgang seit 2009. Die Aktie startete mit einem Kurseinbruch von 5,6 Prozent in den Handel.

Ryanair-Chef Michael O'Leary nannte "Rezession, Sparmaßnahmen, Währungssorgen und niedrigere Flugpreise" als Belastungsfaktoren. Die Fluggesellschaft teilte außerdem mit, sie werde die gestiegenen Treibstoffkosten nicht mehr an die Kunden weiterreichen können. In den vergangenen Monaten hatte Ryanair die Ticketpreise noch angehoben, um den hohen Kerosinpreis und eine geringere Auslastung auszugleichen. Die Zahl der Passagiere stieg dennoch um fünf Prozent auf 76 Millionen. Im laufenden Jahr will O'Leary nochmals um fünf Prozent zulegen und 79 Millionen Fluggäste befördern. Die Anteilseigner sollen mit einer Dividende bedacht werden. Das wäre erst die zweite Ausschüttung an die Aktionäre seit dem Börsengang 1997.

Der Umsatz kletterte im abgelaufenen Geschäftsjahr ohne Sondererlöse um 19 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Im traditionell schwachen Winterhalbjahr hielt die Gesellschaft die Verluste dadurch in Grenzen, dass sie bis zu 80 ihrer 275 Maschinen am Boden ließ und das Flugangebot kräftig eindampfte.

Vorstandschef O'Leary, der gern durch eigenwillige Vorschläge wie Toilettengebühren an Bord auffällt, hat jüngst in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" zugegeben, dass dies ein Teil seiner PR-Strategie ist. "Es ist eigentlich egal, ob mir jemand glaubt. Hauptsache die Leute verbreiten den Schwachsinn im Internet und produzieren kostenlose PR für mich", sagte er. "Jede Schwachsinnsgeschichte, die über Ryanair verbreitet wird, erhöht unsere Buchungszahlen."