Gewerkschaft attackiert Chefetage als skrupellos. Heute Betriebsversammlung in Bochum

München/Bochum. Opel-Betriebsräte und Gewerkschafter laufen nach dem verkündeten Abzug der Astra-Produktion aus Deutschland Sturm gegen das Management des kriselnden Autoherstellers. "Opel hat kein Kostenproblem, sondern ein Führungsproblem", sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild der "Süddeutschen Zeitung". Die Lage an der Spitze des US-Mutterkonzerns General Motors (GM) sei unübersichtlich. "Ich habe noch nie ein Unternehmen kennengelernt, wo es so wenig Vertrauen in die Führung gegeben hat", sagte er.

Opel hatte entschieden, den Kompaktwagen Astra aus dem Stammwerk Rüsselsheim abzuziehen und ab 2015 nur noch im polnischen Gliwice und im britischen Ellesmere Port zu produzieren. Dass die dortige Belegschaft für den Astra-Zuschlag unter Druck Lohnkürzungen akzeptierte, sei ein schlimmer Vorgang, sagte Schild, der auch im Opel-Aufsichtsrat sitzt. Opel habe die Existenzangst der Kollegen "eiskalt ausgenutzt". "Mit herbeigepressten Arbeitnehmerbeiträgen kann man kein Unternehmen führen", sagte er. Die Zukunft der Werke Rüsselsheim und Bochum ist durch die Astra-Verlagerung unsicher. Der Standort Bochum könnte vor dem Aus stehen.

Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug drohte, den Sanierungsbeitrag der Belegschaft zu kappen. Wenn britische Opel-Arbeiter unter anderem durch Lohnverzicht stärker zur Sanierung beitragen, bedeutet das, "dass wir hier in Deutschland weniger zahlen müssen. Und das werden wir", sagte er der "Welt am Sonntag".

Der Betriebsratsvorsitzende von Opel Bochum, Rainer Einenkel, warf dem Management vor, die Belegschaften der Standorte gegeneinander auszuspielen. Das Management habe Rüsselsheim den Zafira angeboten, wenn die Beschäftigten dort zu ebensolchen Zugeständnissen bereit wären wie in England. Opel hatte das allerdings dementiert. "Man muss zu einem sauberen Gespräch zurückkehren", forderte Einenkel. Bei einer Betriebsversammlung will die Bochumer Belegschaft heute von Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke Klarheit darüber, ob der Familienvan Zafira weiter dort vom Band laufen soll. "Das ist die Schlüsselfrage", sagte Einenkel.

Opel betreibt Werke in Bochum, Rüsselsheim sowie Eisenach und Kaiserslautern.