Die Hamburgerin erzielt im Geschäft mit Maßkonfektion zweistellige Zuwachsraten - künftig möchte sie nicht nur Kleidung designen.

Hamburg. Klassisch. Dieses Adjektiv trifft auf ihre Mode zu, auf das repräsentative Geschäft an der Neuen ABC-Straße, in dem gut betuchte Kundinnen ihre Hosenanzüge oder Kleider auswählen, und nicht zuletzt auf die Designerin selber: Bettina Schoenbach ist eine typische Hamburgerin. Blondes Haar, ein edles Gesicht, ein erstklassiges Outfit, natürlich.

Die kultivierte Umgebung des denkmalgeschützten Hauses in der Innenstadt mit seiner schwarz-weißen Optik, mit exklusiven Kaschmirblazern und Seidenröcken auf den Kleiderbügeln wird so manchen schüchternen Passanten abschrecken, einfach mal so in das Reich der renommierten Modekreativen einzudringen. Schließlich kleidet sie auch TV-Promis wie Judith Rakers oder Gaby Bauer ein. Die Unternehmerin selber aber bietet niemandem einen Anlass dafür, so etwas wie Schwellenangst zu entwickeln: Bettina Schoenbach ist zwar auch zur absoluten Lieblingsdesignerin der Kanzlerin aufgestiegen, hat sich dabei aber eine so zurückhaltende, fast selbstzweiflerische, aber auch herzliche und humorvolle Art erhalten, wie sie in der Glamourwelt des Modebusiness nur selten anzutreffen ist.

+++ Hamburger Modedesigner mit Weltruf +++

"Ich möchte Orientierung bieten, damit jede Frau ihren eigenen Stil findet", sagt die 51-Jährige lächelnd. Besonders am Herzen liege ihr dabei die persönliche Beratung der Kundinnen, und die Möglichkeit, in Gesprächen die Individualität herauszuarbeiten. In der Königsdisziplin, der Maßkonfektion, bei der sie die Vorlieben der Kundinnen mit ihrem Design kombinieren kann, ist Schoenbach denn auch besonders erfolgreich. "Hier haben wir zweistellige Zuwachsraten", sagt die Kreative, die allerdings merklich lieber über neue Ideen spricht als über Geschäftszahlen.

Schon früh hat die Norddeutsche ihre Liebe zur Ästhetik entdeckt und ging dafür in die USA, das Land, in dem die Trends geboren werden. Nach dem Abitur studierte sie Modedesign am Fashion Institute of Technology in New York. Es folgten Stationen bei den Stars der Branche: "Bei Armani habe ich viel über exzellente Passformen gelernt, bei Valentino über tolle Stoffe."

Heute spielt die Designerin selber in der ersten Liga, wenn es um hochwertige Businessoutfits geht. "Alles sollte so einfach wie möglich gemacht sein, aber nicht einfacher", ist die Philosophie der Unternehmerin, die fast alle ihre Produkte in Deutschland herstellen lässt.

Auf dieses "made in Germany" setzt auch die mächtigste Deutsche: Angela Merkel verlässt sich praktisch zu jedem Anlass auf die Mode Schoenbachs. Der dunkle Hosenanzug mit weißen Knöpfen, den die Bundeskanzlerin am Wahlabend 2005 trug, gehört genauso dazu wie ihr Outfit beim TV-Duell oder die Kleidung der Regierungschefin für festliche Anlässe. "Ich möchte die Persönlichkeit einer Frau unterstreichen, ohne sie zu verkleiden", sagt Schoenbach.

Die Mutter von drei Kindern ist heute zwar eine der erfolgreichsten Modeschöpferinnen Deutschlands, aber weit davon entfernt, sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben. Eher gilt das Gegenteil. Sie weitet ihr Sortiment aus, bietet eine jüngere Kollektion für diejenigen an, die in ihre Welt hineinschnuppern wollen. "Das ist auch ein neuer Preispunkt", sagt Schoenbach. Während ein Blazer aus der Businessreihe 790 Euro kostet, kommt die Kundin bei den Einstiegsmodellen schon mit 350 Euro aus. Außerdem steigert sie über die neuen Medien ihre Bekanntheit. "Wir sind auf Facebook und haben einen Internetshop." Die Verkäufe über das Netz entwickeln sich prächtig, das Einzugsgebiet dehnt sich inzwischen bis in die USA und nach Japan aus.

Schoenbach verkauft aber nicht nur in Übersee, sondern sieht dort auch ihre Inspirationsquelle. In New York, wo sie Jahre ihres Lebens verbrachte und ihre Kinder heute noch wohnen, verbringt sie nach wie vor die Hälfte ihrer Zeit. Dort kleideten sich die Menschen auffälliger, sagt Schoenbach. "Die Deutschen sollten mehr Mut haben." Auch die deutschen Kreativen müssten daran arbeiten, als modisch, cool und lässig zu gelten, und nicht nur als Funktionsdesigner wahrgenommen zu werden.

Die Hamburgerin schaut sich in den Häuserschluchten New Yorks, aber auch auf Flughäfen und bei exotischen Kulturen so manche Modeidee ab. "Ich liebe die Maya-Kultur, und dabei besonders die Farben", schwärmt die Geschäftsfrau, die ihren Geschmack allerdings in Zukunft nicht mehr nur guter Bekleidung widmen will. "Wir wollen weiterhin ein Designhaus sein - aber warum sollten wir unseren Namen nicht auch anderen Dingen wie Möbeln und Parfüms geben?" Erste Anfänge dieser Expansion sehen die Passanten schon heute, wenn sie bei Bettina Schoenbach ins Schaufenster schauen und dort nicht mehr nur Kleidung, sondern auch Accessoires und Reisetaschen sehen. "Die Marke auszuweiten, ist aber ein schwerer und langer Weg", sagt die Unternehmerin. "Vielleicht wäre das etwas für meine Kinder."