Bei der Vergabe von Ratenkrediten machen die meisten Institute laut “Finanztest“ grobe Fehler. Direktbanken schneiden besser ab

Berlin. Wer wegen eines privaten Ratenkredits bei seiner Hausbank vorspricht, wird oft schlecht beraten. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest nach der Einholung von 85 Kreditangeboten über 4000 Euro durch Testpersonen bei 17 Filial- und Direktbanken. Vor allem die Filialbanken, also Geldinstitute mit persönlicher Vor-Ort-Beratung, bekamen von den Verbraucherschützern fast durchweg vernichtende Kritiken. "Das Ergebnis war katastrophal", sagte der Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest", Hermann-Josef Tenhagen.

So erhielten zehn von zwölf Filialbanken die Note "mangelhaft". Zwei Institute, die Commerzbank und die Berliner Sparkasse, bekamen das Prädikat "ausreichend". In erster Linie bemängelten die Verbraucherschützer, dass die meisten Filialbankkunden das gesetzlich vorgeschriebene Infoblatt, die "Europäische Standardinformation für Verbraucherkredite", nicht oder nicht in der vorgesehenen Form erhalten hätten. Es soll den Kunden eigentlich das problemlose Vergleichen verschiedener Kreditkonditionen ermöglichen.

Stattdessen hätten die Tester teilweise "Schmierzettel oder gelbe Klebezettel bekommen, die natürlich nicht einmal annähernd alle relevanten Informationen enthalten", sagte Projektleiterin Stephanie Pallasch. "Jeder einzelne dieser Fälle ist ein klarer Gesetzesverstoß", sagte Tenhagen.

Manche Berater hätten zudem durch falsch gestellte Anfragen bei der Auskunftei Schufa die Bonität der Kunden negativ beeinflusst. Dies sei geschehen, weil die Berater statt des korrekten Anfragemerkmals "Kreditkonditionen" die Anfrage unter dem Stichwort "Kredit" in den PC eingegeben hätten.

In der Schufa-Datenbank lese sich dies später so, als sei dem Kunden ein Kredit wegen fehlender Bonität nicht gewährt worden, erläuterte Tenhagen. Infolgedessen werde das Leihen von Geld deutlich teurer, oder der Kunde scheine gar nicht mehr kreditwürdig. In einem Fall habe der Fehlgriff eines Bankmitarbeiters dazu geführt, dass ein Testkunde ohne sein Zutun von der zweitbesten Bonitätsstufe B um sechs Stufen auf H abgestürzt sei.

Deutlich besser fällt das Gesamturteil für die Direktbanken aus, die ihre Geschäfte ausschließlich per Internet abwickeln. Vier von fünf Direktbanken - mit Ausnahme der ING-DiBa - schnitten mit der Note "sehr gut" ab; es sind die Netbank, die SWK Bank, die DKB und die SKG Bank. Bei ihnen sei das Prozedere in der Regel standardisiert. Der Kunde bekommt nur dann eine Offerte, wenn er online die nötigen Fragen zu seinen Finanzen beantwortet.

Beim Einholen von Kreditangeboten raten die Verbraucherschützer, auf die Aushändigung des vorgeschriebenen Formulars zu bestehen. Im Falle einer Schufa-Anfrage sollten sie den Mitarbeiter ausdrücklich darauf hinweisen, das korrekte Merkmal "Kreditkonditionen" zu verwenden.