Anlagen in den USA und Brasilien verursachen hohe Verluste

Essen. ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger zieht nach den Milliardenverlusten bei den neuen Stahlwerken in Übersee die Notbremse: Beide Werke könnten verkauft werden, kündigte der Manager am Dienstag in Essen an. Auch eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen sei bei den Anlagen möglich. Am europäischen Stahlgeschäft wolle er aber festhalten. Dort schwächelt die Nachfrage derzeit, weil sich Kunden wegen der unsicheren Konjunkturentwicklung mit den Bestellungen zurückhalten. Das macht auch dem Branchenzweiten Salzgitter zu schaffen. Bei ThyssenKrupp steht für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2011/12 ein Verlust von rund einer Milliarde Euro in den Büchern.

Den zivilen Schiffbau bei Blohm + Voss in Hamburg hatte das Unternehmen kürzlich an die britische Investmentgesellschaft Star Capital Partners verkauft, die Entwicklung von Marineschiffen behielt der Konzern. "Wir im Vorstand stellen die Geschäfte regelmäßig auf den Prüfstand. Wenn der Vorstand ein Problem erkennt, handelt er konsequent", sagte Hiesinger.

Die Werke in Brasilien und den USA hatte sein Vorgänger Ekkehard Schulz vorangetrieben. Die Bilanz sieht düster aus. Die Kosten waren explodiert. Die Bau- und Anlaufkosten für beide Werke belaufen sich inzwischen auf insgesamt zwölf Milliarden Euro, der Buchwert liegt aber bei insgesamt nur sieben Milliarden Euro. Schulz' Strategie ging nicht auf. Das Werk in Brasilien sollte billig Rohstahl produzieren, der in den USA etwa zu Blechen weiterverarbeitet wird und - mit einem ordentlichen Aufschlag - an die großen Automobilkonzerne verkauft werden sollte. Doch die Marktlage hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.