Unternehmen profitieren vor allem von Bau- und Renovierungsaufträgen. Große Sorgen wegen Kürzungen bei Förderung von Solaranlagen.

Hamburg. Kaum eine Spur von Klagen. Das Hamburger Handwerk strotzt derzeit vor Optimismus. Ob Maurer, Elektrotechniker, Tischler, Gebäudereiniger oder Zahntechniker - fast alle Gewerke befinden sich in einem stabilen Konjunkturhoch. Dies hat eine aktuelle Umfrage der Handwerkskammer unter 370 Betrieben ergeben. Und der Blick in die Zukunft ist ebenfalls zuversichtlich.

Fast 35 Prozent der Hamburger Handwerksbetriebe erwarten für das Sommerhalbjahr - von April bis September - weitere Verbesserungen, 57 Prozent setzen auf eine stabile Entwicklung. Nur acht Prozent der Befragten rechnen mit Rückgängen. Dabei profitiert auch der Stellenmarkt: Jeder fünfte Betrieb möchte weitere Mitarbeiter einstellen, rund drei Viertel halten die Zahl der Beschäftigten konstant - nur fünf Prozent planen einen Personalabbau. Bundesweit erwartet der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), dass in diesem Jahr 25 000 neue Arbeitsplätze entstehen.

+++ Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt schwächelt +++

"Die Ursache für diese sehr erfreuliche Entwicklung liegt in dem guten gesamtwirtschaftlichen Trend der Metropolregion Hamburg", sagt Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer. So trage der Bau und Kauf von Immobilien zu einer höheren Nachfrage bei. "Gepaart mit der guten Verbraucherstimmung sorgt dies im Handwerk insgesamt für eine gute Leistungsnachfrage auf hohem Niveau." Die Hamburger Betriebe beurteilen damit neben denen in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt bundesweit ihre Geschäftslage derzeit am positivsten. Deutlich zurückhaltender sind die Handwerker in Hessen und Berlin.

Der Bergedorfer Sanitär-, Heizungs-, und Dachdeckerbetrieb Schellhorn bestätigt die gute Wirtschaftslage im Raum Hamburg. "Unsere Auftragsbücher sind gefüllt", sagt Jan Schellhorn. Der Familienbetrieb beschäftigt 45 Mitarbeiter und bildet 13 Lehrlinge aus. Dieses Jahr wurden schon drei neue Kollegen eingestellt. Das Unternehmen habe indirekt sogar von der Wirtschaftkrise profitiert, berichtet der Juniorchef: "Viele Menschen halten nichts mehr davon, ihr Geld auf die hohe Kante zu legen, sondern investieren es in die Renovierung oder den Ausbau ihrer Häuser oder Wohnungen." Schellhorn ist zuversichtlich, dass dieser Trend anhält. Vieles hänge auch davon ab, wie sich die Energieeinsparverordnung für Bauherren entwickle.

Angesichts der stärkeren Nachfrage haben bereits in den vergangenen sechs Monaten 18 Prozent der Betriebe ihre Mitarbeiterzahl aufgestockt, nur elf Prozent verkleinerten ihr Team. Allerdings werde es zunehmend schwerer, geeignetes Personal zu finden, sagt Schellhorn. Selbst bei der Suche nach Auszubildenden ringen die rund 15 400 Hamburger Betriebe um geeigneten Nachwuchs. Aktuell sind laut Kammer noch 508 Lehrstellen für dieses Jahr unbesetzt - von Änderungsschneidern über Fachverkäufer, Hörgeräteakustiker, Mechatroniker, Schornsteinfeger bis hin zu Zimmerern.

Für das vergangene Winterhalbjahr ziehen die Betriebe eine positive Bilanz. 48 Prozent verzeichneten ein Umsatzplus - das sind neun Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahreshalbjahr. Außergewöhnlich gut entwickelten sich die Gewerke im Bauhauptgewerbe - wie Maurer, Straßenbauer oder Dachdecker. Hier meldeten 71 Prozent einen guten Gang der Geschäfte. Über eine schlechtere Lage klagen dagegen Betriebe, die im Solarbereich aktiv sind. Durch die veränderten Förderungsbedingungen erfuhren sie Auftragsrückgänge. Kammerpräsident Katzer mahnte deshalb eine verlässliche Energiepolitik an. "Die Kürzung der Solarförderung gefährdet Tausende Arbeitsplätze und widerspricht dem erklärten Ziel des Umwelt- und Klimaschutzes."