Vorgänger Stefan Groß-Selbeck geht nach nur vier Jahren

Hamburg. Er kennt Hamburg gut, ist Fan des Zweitligisten FC St. Pauli und freut sich wieder, in die Stadt zu kommen, in der er viele Jahre lang gearbeitet hat: Thomas Vollmoeller, bis 2008 beim Hamburger Kaffeeröster Tchibo in der Hansestadt als Vorstand für den Geschäftsbereich Non-Food-Artikel verantwortlich, wird künftig das Internetunternehmen Xing leiten. Sein Vorgänger Stefan Groß-Selbeck will nach vier Jahren bei dem Hamburger Karrierenetzwerk seinen Vertrag nicht verlängern, teilte das Unternehmen mit. "Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Xing einem Nachfolger zu übergeben", sagte Groß-Selbeck. "Ich persönlich habe mich entschieden, neue Wege zu gehen." Welche das sein werden, mochte der 44-jährige ehemalige Deutschland-Chef von Ebay noch nicht sagen.

Auf Vollmoeller, 52, warten viele Aufgaben. Nachdem das von dem Hamburger Internetunternehmer Lars Hinrichs gegründete Netzwerk Xing unter Groß-Selbeck seine Belegschaft von 160 auf 450 Mitarbeiter ausgebaut, die Nutzerzahl auf elf Millionen hochgetrieben und den Unternehmenswert etwa verdoppelt hat, wird Vollmoeller vor allem dafür sorgen müssen, dass das US-Netzwerk LinkedIn dem Hamburger Unternehmen keine Kunden wegschnappt. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Amerikaner bringen weltweit nach eigenen Angaben bereits "über 150 Millionen Fach- und Führungskräfte" zusammen. Im Jahr 2002 in den USA gestartet, greift dieses Netzwerk auch auf dem deutschen Markt an - mit einer deutschsprachigen Benutzeroberfläche und aktuell etwa zwei Millionen deutschen Mitgliedern.

Vollmoeller, der in den vergangenen drei Jahren dem schweizerischen Kioskkonzern Valora vorstand, wird am 15. August in den Xing-Vorstand wechseln und im Januar 2013 den Stab übernehmen. Der Manager kehrt auch nach Deutschland zurück, weil seine Familie nicht mit in die Schweiz wollte.

"Der Übergang verläuft sehr harmonisch", sagte Xing-Sprecher Marc-Sven Kopka. Es gebe keine Differenzen im Unternehmen. Das Jahr 2011 lief für die Firma allerdings nicht wie erwartet. Xing wies einen Verlust von 4,6 Millionen Euro aus, nach 7,2 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr. Grund war ein im Ausland entstandener Wertberichtigungsbedarf in zweistelliger Millionenhöhe. Das dürfte dem Großaktionär Burda Digital nicht gefallen haben, der 2009 knapp 30 Prozent der Anteile unter anderem von Lars Hinrichs gekauft hat. Immerhin kletterte der Umsatz im vergangenen Jahr, um 22 Prozent auf 66,2 Millionen Euro.

Vollmoeller ist in der deutschen Internetbranche ein bekanntes Gesicht. Der 52-Jährige ist von IBM ausgebildet worden, hat zehn Jahre für die Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet und baute bei Tchibo unter anderem auch den Internethandel über einen hauseigenen Onlineshop aus.