Bis zum Jahresende will der Hersteller das Problem der Risse mit einem neuen Material endgültig lösen

Hamburg. Schon seit dem vergangenen Jahr muss sich Airbus mit Haarrissen in den Tragflügeln des Megajets A380 beschäftigen. Nun hat der Flugzeugbauer einen Zeitplan für die endgültige Lösung des Problems aufgestellt: Bis Ende 2012 solle die Produktion so umgestellt sein, dass die Risse nicht mehr auftreten, sagte Firmensprecher Stefan Schaffrath dem Abendblatt. Er bestätigte einen Bericht der "Financial Times Deutschland".

Von den Schäden betroffen sind die Klammern, die die Flügelrippen mit der Außenhaut verbinden. In beiden Tragflächen gibt es je bis zu 60 dieser Rippen mit rund 2000 Klammern. Die rund 20 Zentimeter langen, L-förmigen Bauteile bestehen aus einer Aluminiumlegierung. "Wir werden das Material auf eine andere Legierung umstellen", erklärte Schaffrath. Diese Änderung muss aber zunächst von der europäischen Luftsicherheitsbehörde EASA zugelassen werden. "Noch im Mai werden wir der Behörde unsere Lösung vorstellen", so der Airbus-Sprecher. Zudem müssten die Handbücher, in denen der Einbau der Klammern beschrieben ist, aktualisiert werden.

Das Unternehmen hatte eingeräumt, dass bei den Klammern in den aus britischer Produktion stammenden Tragflächen das verwendete Material nicht zu dem gewählten Einbauverfahren gepasst habe. Es seien Belastungen aufgetreten, denen die Aluminiumlegierung nicht gewachsen war. "Wir kennen die Ursache jetzt sehr genau und arbeiten mit Hochdruck an der Abhilfe", sagte Schaffrath. Voraussichtlich im vierten Quartal stünden die benötigten Bauteile aus dem neuen Material in ausreichender Menge zur Verfügung.

Wegen der Vorlaufzeiten in der Fertigung würden die ersten A380-Jets mit der neuen Technologie allerdings erst um den Jahreswechsel 2013/2014 an die Kunden ausgeliefert. Damit werden sich auch die Reparaturen an bereits im Liniendienst befindlichen Flugzeugen bis weit in das nächste Jahr hinziehen. Denn auch für sie werden die Klammern aus der neuen Metallmischung gebraucht, um das Problem endgültig zu beheben.

Nach Angaben des A380-Betreibers Singapore Airlines sind pro Maschine "etwa eine Handvoll" der 4000 Klammern schadhaft. Fielen bei den von der EASA angeordneten Überprüfungen derartige Risse auf, wurden die Teile ausgetauscht. "Das war aber zunächst eine Zwischenlösung, um die Flotte im Einsatz zu halten", so Schaffrath.

Ungewiss bleibt, wie hoch die finanziellen Belastungen für Airbus aus dem Produktionsfehler ausfallen werden. Bislang ist klar, dass 105 Millionen Euro für die Leistungen aus der Herstellergarantie in der Bilanz der Airbus-Muttergesellschaft EADS zurückgestellt sind. Darüber hinaus kann es zu weiteren Zahlungen an Kunden kommen, weil durch die Untersuchungen und Reparaturen der Jets Umsatzausfälle entstanden. Hinzu kommt, dass Airbus die A380-Produktionsrate wegen der Umstellung der Fertigung vorübergehend bis Jahresende von 2,7 auf 2,3 Flugzeuge je Monat verlangsamt (das Abendblatt berichtete).

Schlechte Nachrichten für Airbus kamen gestern zudem von der Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi: Etihad reduzierte die Bestellung von ursprünglich 25 Exemplaren des geplanten Langstreckenjets A350 um weitere sieben Flugzeuge. Schon zuvor hatten die Araber sechs der Maschinen abbestellt.

Der erste A350 soll nach derzeitigem Stand bis Mitte des Jahres 2014 ausgeliefert werden, die von Etihad georderte Langversion jedoch nach einer Verschiebung erst 2017.