Bonn. Der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland kommt trotz aller Beschleunigungsversuche weiter nur im Schneckentempo voran. Die Fahrpläne für den Bau der vom Gesetzgeber als vorrangig bewerteten Leitungen hätten teilweise erneut um ein oder gar zwei Jahre nach hinten korrigiert werden müssen, sagte der neue Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, bei der Präsentation des Jahresberichts der Aufsichtsbehörde. "Für die Energiewende ist dies eine besorgniserregende Nachricht."

Nach Angaben der Netzagentur wurden bislang erst 214 von 1834 Kilometern der von der Bundesregierung 2009 im Energieleitungsausbaugesetz als vorrangig beurteilten Neubautrassen fertiggestellt. Weniger als 100 Kilometer davon seien auch tatsächlich in Betrieb genommen worden. Der Ausbau der deutschen Hoch- und Höchstspannungsnetze gilt als Schlüsselelement der Energiewende.

Auch wenn im vergangenen Winter in Deutschland ein Blackout vermieden werden konnte, sieht der Behördenchef "keinen Anlass zur Entwarnung". Dreimal hätten die Netzbetreiber auf ihre Notreserve zurückgreifen müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Er kündigte an, die Netzagentur werde daraus Lehren für den nächsten Winter ziehen. Dazu werde der Vorschlag gehören, auf weitere Kraftwerksstilllegungen möglichst zu verzichten und alte Kraftwerke als Kaltreserve zu erhalten.