Moskau/Berlin. Nach knapp einem Jahr hebt Russland sein wegen dramatischer Ernteeinbußen verhängtes Exportverbot für Getreide zum 1. Juli wieder auf. "Der Getreidemarkt ist wieder stabil", sagte Vizeregierungschef Viktor Subkow am Sonnabend bei einem Treffen mit Ministerpräsident Wladimir Putin nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Eine Jahrhunderthitze mit wochenlangen Bränden sowie eine beispiellose Dürre hatten im Vorjahr zu einer Missernte geführt.

Vor allem in Südrussland gebe es wieder beträchtliche Vorräte, die ausgeführt werden könnten, sagte Subkow. Russland war zuletzt einer der weltweit größten Weizenexporteure gewesen. Die Missernte hatte zeitweilig auch zu Turbulenzen auf dem Weltmarkt und zu Preisanstiegen geführt. Davon waren auch Konsumenten in Deutschland betroffen. Händler in Russland klagten, das Ausfuhrverbot habe die Attraktivität der Getreideproduktion verringert. Dadurch könnte die nächste Ernte niedriger ausfallen.

Russland hatte das Exportverbot am 15. August 2010 zunächst für ein halbes Jahr verhängt und später sogar bis zum 30. Juni 2011 verlängert. Es gilt für Weizen, Mais, Roggen und Gerste. Der größte Flächenstaat der Erde hatte im vergangenen Jahr lediglich 60,9 Millionen Tonnen Getreide eingefahren, ein Minus von insgesamt 37 Prozent im Vergleich zu 2009.