Berlin. Die Inflationsrate ist im Mai erstmals seit neun Monaten gesunken. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mit. Im April waren die Verbraucherpreise noch um 2,4 Prozent gestiegen und damit so kräftig wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr.

Trotz des ersten Rückgangs seit August 2010 verharrte die Teuerungsrate über der Marke von zwei Prozent - und liegt so über dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Schwellenwert von maximal zwei Prozent.

Experten zufolge wird der Wirtschaftsboom die Inflation in den kommenden Monaten wieder anheizen. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Lebenshaltungskosten jedoch unverändert. "Während einige Lebensmittel teurer wurden, waren Heizöl und vielerorts auch Benzin billiger zu haben", sagte eine Statistikerin. Vorausgegangen war ein Preisrutsch an den Weltmärkten für Rohstoffe. "Auch Reisen wurden nach den Osterferien wie üblich günstiger", hieß es. Weitere Details wollen die Statistiker in der übernächsten Woche am 10. Juni veröffentlichen.

Die leichte Entspannung ist Experten zufolge nicht von Dauer. "Es kann noch keine Entwarnung an der Inflationsfront gegeben werden, das Thema ist noch lange nicht gegessen", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. "In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Inflationsrate an die Drei-Prozent-Marke heranreichen." Angesichts des robusten Aufschwungs mit stark sinkender Arbeitslosigkeit falle es den Unternehmen leichter, höhere Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen.

Die Industriestaatenorganisation OECD sagt für Deutschland in diesem Jahr eine durchschnittliche Teuerungsrate von 2,6 Prozent voraus.