Die Hamburger Otto-Tochter Hermes baut neue Niederlassungen und schafft bis zu 800 neue Jobs. Derzeit rund 40 Prozent Marktanteil.

Hamburg. Die Hamburger Otto-Tochter Hermes bläst zum Angriff auf die Deutsche Post und ihre Logistiktochter DHL. "Bis zum Jahr 2015 wollen wir zum größten Anbieter im Paketgeschäft mit Privatkunden in Deutschland werden", kündigte gestern der Vorstand der Hermes Logistik Gruppe Deutschland, Hartmut Ilek, in Hamburg an. Derzeit verfüge die Gruppe bereits über einen Marktanteil von rund 40 Prozent in diesem Bereich.

Um die Marktführerschaft zu erreichen, investiert die Logistikgruppe in den kommenden Monaten rund 120 Millionen Euro. Die Mittel sollen in den Bau und die Modernisierung von 18 Niederlassungen im ganzen Bundesgebiet fließen. Allein im vergangenen Jahr habe Hermes 304 Millionen Pakete transportiert, 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor, betonte Ilek. Damit sei das Volumen im siebten Jahr in Folge erheblich gewachsen und Hermes müsse sich auf weiter steigende Sendungsmengen einstellen.

Insgesamt erwartet der Chef der Hermes-Gesamtgruppe, Hanjo Schneider, ein Umsatzplus im hohen einstelligen Prozentbereich. Der Expansionskurs spiegelt sich auch in der Mitarbeiterentwicklung wider. Nach fast 670 neuen Jobs im vergangenen Jahr sollen in diesem Jahr noch einmal bis zu 800 neue Arbeitsplätze in der Gruppe entstehen, rund 80 davon am Stammsitz in Hamburg. Insgesamt beschäftigt Hermes rund 10 200 Mitarbeiter rund um den Globus.

Wachsen will Hermes nicht nur auf dem deutschen, sondern auch auf dem russischen Markt. In dem osteuropäischen Land sollen in den nächsten Monaten in mehreren Großstädten bis zu 400 Paketshops entstehen. Bisher wurde der Markt in der Hauptstadt Moskau in einigen Filialen getestet. Mit großem Erfolg: Während die staatliche Post schon mal bis zu sechs Wochen für die Zustellung eines Pakets benötigt, schafft Hermes dies nach eigenen Angaben innerhalb eines Tages.

"Dieser Markt birgt ein enormes Potenzial, weil die Russen ausgesprochen gern über das Internet bestellen", sagte Schneider. Bis 2013 sollen nach Prognosen von Marktforschern 62 Millionen Russen das weltweite Datennetz nutzen können.

Der boomende Onlinehandel und das damit verbundene Paketgeschäft waren der Hauptgrund dafür, dass die Hermes-Gruppe ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro steigern konnte. Das Paketgeschäft stellt allerdings nur einen Teilbereich der gesamten Hermes-Gruppe dar. "Wir haben uns weltweit erfolgreich als integrierter Anbieter für handelsnahe Dienstleistungen etabliert", sagte Schneider. Dabei vertraue das Unternehmen einfach auf weiter wachsende Onlineumsätze. "Vielmehr gestalten wir das E-Commerce-Geschäft zunehmend selbst, indem wir speziell für den Internethandel neue Produkte, Marken und Dienstleistungen entwickeln."

Ein neues Geschäftsfeld erschließt beispielsweise die Tochtergesellschaft Musterbrand, die Modekollektionen zu erfolgreichen Computerspielen anbietet. In Zusammenarbeit mit den Firmen Sony und Konami wurden schon T-Shirts zu dem Autorennspiel Gran Turismo und dem Actiontitel Metal Gear Solid entwickelt.

Enttäuscht zeigte sich Schneider allerdings über die Entwicklung auf dem deutschen Briefmarkt. Noch vor einigen Jahren wollte Hermes auch hier die Deutsche Post attackieren, hat diese Aktivitäten aber nach der Entscheidung über einen branchenweiten Mindestlohn auf Postniveau wegen zu hoher Kosten weitgehend begraben. "Die Liberalisierung des Briefmarktes in Deutschland ist gescheitert", sagte Schneider. Derzeit hält Hermes lediglich noch einen Anteil von 29 Prozent an dem privaten Briefzusteller TNT Post. "Selbst werden wir in diesem Geschäft aber nicht aktiv werden", so Schneider.