München. Der frühere Premiere-Chef Georg Kofler ist wegen möglicherweise überhöhter Abozahlen bei dem Bezahlsender ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Ermittler durchsuchten gestern rund 20 Wohnungen und Büros in der Umgebung von München, in anderen Bundesländern und in Luxemburg, wie eine Behördensprecherin sagte.

Der Streit um die Abozahlen beschäftigt Sender und Behörden seit Jahren. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass das heutige Sky Deutschland 2007 und 2008 mit geschönten Abozahlen Anleger getäuscht haben könnte. Premiere hatte nach dem Abgang Koflers auch eingestanden, deutlich überhöhte Abozahlen genannt zu haben, und damit die Staatsanwaltschaft alarmiert, die seit 2008 ermittelt. "Die Vorwürfe hinter den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind haltlos. Ich stelle unverändert fest: Premiere hat während meiner Amtszeit stets korrekt berichtet", versicherte Kofler gestern erneut.

Noch im November 2010 hatte auch die Börsenaufsicht BaFin dem Sender vorgeworfen, seine Abonnentenzahlen für 2007 und 2008 um jeweils mehr als 600 000 Kunden zu hoch angesetzt zu haben. Zudem soll das Unternehmen in seinen Geschäftsberichten Risiken nicht ausreichend ausgewiesen haben. Die BaFin leitete im April 2009 ein offizielles Verfahren ein. Die Razzien wirkten sich gestern auf den Aktienkurs aus. Er sank bis zum Abend um 4,21 Prozent auf 3,26 Euro.