Als Risiko gelten Ungleichgewichte in der Euro-Zone

Berlin. Der starke Aufschwung in Deutschland soll ungeachtet der Schuldenkrise in Europa bis ins kommende Jahr andauern. Die Wirtschaftsleistung werde 2012 um 2,3 Prozent zulegen, nach einem kräftigen Plus von 3,4 Prozent in diesem Jahr, sagte die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gestern voraus. Vor allem die Beschäftigten sollen den Aufschwung spüren. Die Arbeitslosenquote soll 2012 auf 5,4 Prozent sinken (siehe Grafik).

Die OECD lobte die deutschen Arbeitsmarktreformen unter dem Sammelbegriff "Agenda 2010". "Durch die Reformen sind die Anreize gestiegen, einen Job aufzunehmen", schrieben die Experten. Die strukturelle Arbeitslosenquote sei in der Krise sogar gesunken. In einigen Sektoren komme es bereits zu einem Fachkräftemangel, der die Löhne in die Höhe treibt.

Nicht zuletzt durch den Anstieg der Gehälter erwarten die Experten in diesem Jahr mit einer Inflationsrate von 2,5 Prozent einen Wert über der Marke von zwei Prozent, bei der die Europäische Zentralbank von stabilen Preisen spricht. Auch die hohen Rohstoffpreise und das Erdbeben in Japan trieben kurzfristig die Inflation hoch. Ab Mitte des Jahres dürften diese Effekte aber nachlassen. Bei den Privathaushalten schlägt dieser Effekt derzeit aber noch auf die Stimmung. Das für Juni berechnete GfK-Konsumklima fiel den dritten Monat in Folge - und zwar von 5,7 auf 5,5 Punkte und damit auf den tiefsten Stand in diesem Jahr. Auf die Kauflust der Verbraucher drückt auch die Schuldenkrise in Europa. Die OECD bewertet die "Schuldenkrise und die anhaltenden Ungleichgewichte in der Euro-Zone" als "großes Risiko". Für das Euro-Gebiet erwartet die OECD für 2011 und 2012 ein Wachstum von je zwei Prozent, das regionale Gefälle bleibt jedoch groß.

Die deutschen Firmen sehen kein Ende des Aufschwungs, wollen mehr investieren und neue Jobs schaffen, ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages unter 24 000 Unternehmen. Tenor: "Die Wirtschaftskrise ist Vergangenheit. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage sogar etwas besser als zum Höhepunkt des Booms 2007."