Hamburger Volksbank beklagt strenge Richtlinien von Basel III als ungerechtfertigt

Hamburg. Die Hamburger Volksbank will in den kommenden Jahren die Kreditvergabe an Privatkunden und Firmen um je fünf Prozent steigern. "Wir schauen äußerst tatendurstig in die Zukunft", sagte Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat. Doch die neuen internationalen Eigenkapitalrichtlinien, in der Finanzbranche bekannt unter der Bezeichnung Basel III, bauen hohe Hürden auf.

Zwar überschreitet die Hamburger Volksbank die aktuell geforderte Kapitalunterlegung des Geschäfts von acht Prozent um mehr als die Hälfte. Doch zwischen 2016 und 2019 steigt die verlangte Quote deutlich an - "und bei dem von uns geplanten Wachstum bekämen wir im Jahr 2017 ein aufsichtsrechtliches Problem". Derzeit liegt das Eigenkapital bei knapp 70 Millionen Euro, hinzu kommt ein freiwilliger Sicherheitspuffer von knapp 20 Millionen Euro. "Bis zum Jahr 2019 brauchen wir nach unseren Berechnungen zusätzliche 40 Millionen Eigenkapital", erklärt Brüggestrat. Er zeigte sich zuversichtlich, sie beschaffen zu können.

So ist vorgesehen, vier bis fünf Millionen Euro jährlich aus dem Ertrag in die Rücklagen einzustellen. Anlässlich des Firmenjubiläums - im Juli vor 150 Jahren gründeten Harburger Kaufleute den "Harburger Vorschussverein" - will man den 41 200 Genossenschaftsmitgliedern anbieten, je drei weitere Genossenschaftsanteile im Wert von zusammen 150 Euro zum Vorzugspreis von 135 Euro zu zeichnen. Würden alle Mitglieder das Angebot annehmen, kämen allein dadurch schon sechs Millionen Euro herein. "Außerdem wird die Zahl der Mitglieder weiter wachsen, auch dadurch steigt das Kapital", so Brüggestrat. Dennoch stören ihn die neuen Kapitalanforderungen, weil sie undifferenziert seien: "Die Hamburger Volksbank gehört eindeutig zu den Instituten, die in der Vergangenheit ordentlich gewirtschaftet haben und hierfür ungerechtfertigt belastet werden sollen." Schließlich hätten ausschließlich regional verankerte Geldhäuser wie die Volksbanken die Finanzkrise nicht verursacht.

Wegen des Zwangs zum Kapitalaufbau würden die Nettogewinne in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht weiter steigen, sagte der Volksbank-Chef. Es gelte nun, das "sehr auskömmliche" Ertragsniveau zu stabilisieren.

Im Geschäftsjahr 2010 hat sich der Jahresüberschuss auf 4,3 Millionen Euro verdoppelt. Dies sei das wohl beste Ergebnis in der Geschichte der Bank gewesen. Die Zahl der Kunden kletterte um 3000 auf rund 100 000 (davon 15 000 Firmenkunden) und die Kreditvergabe erhöhte sich um fast acht Prozent auf 892 Millionen Euro. Etwa 600 Millionen Euro davon gingen an mittelständische Unternehmen.

Weiter gewachsen ist auch die Belegschaft: Die Beschäftigtenzahl nahm bis Jahresende 2010 um elf auf 481 zu und die Zahl der Auszubildenden stieg um sechs auf 38.