Fotos sollen im Kartendienst Streetside veröffentlicht werden. Datenschützer sind empört

Unterschleißheim. Das Projekt ist gigantisch: Nach dem Internet-Riesen Google mit Streetview will nun auch der US-Konzern Microsoft mehr als 50 Städte in Deutschland detailliert ablichten, um seinen Online-Kartendienst Streetside zu füttern. Etwa eineinhalb Jahre sollen Spezialwagen, ausgestattet mit 360-Grad-Kameras, gut 150 000 Streckenkilometer fotografieren. Losgehen soll es am Montag in Nürnberg, Fürth und Erlangen.

Doch das neue Projekt ist wie bereits Googles Streetview bei Datenschützern umstritten. Sie kritisieren vor allem den geplanten Umgang mit den Daten. Microsoft plant, das Material auf seine Seite zu stellen - egal, ob die Bewohner das wollen oder nicht. Da Microsoft hierzulande in Unterschleißheim bei München sitzt, ist die bayerische Datenschutzaufsicht zuständig. Ihr Leiter Thomas Kranig besteht auf einem sogenannten Vorabwiderspruch: Wer nicht will, dass sein Haus im Internet abgebildet wird, der soll das erklären dürfen, bevor Microsoft sein Angebot freischaltet. Die Aufnahmen kämen somit nicht in Umlauf. Der US-Konzern beurteilt dies jedoch anders. Olivier Blanchard, Chef der hiesigen Internet-Projekte von Microsoft, stützt sich auf einen aktuellen "Kodex für den Datenschutz bei Geodiensten". Den habe der Branchenverband Bitkom "mit der Politik" ausgearbeitet. Diese Selbstverpflichtung sehe "keinen Vorabwiderspruch vor", sagte Blanchard.

Microsoft darf seine Autos der Spezialfirma Navteq trotzdem in der Republik fotografieren lassen. "Wir haben zugesagt, dass sie die Daten erst einmal erfassen dürfen", sagt der Datenschützer Kranig. Die Kamerafahrten selbst seien nicht das Problem. Ihm gehe es darum, dass die Bewohner der abgelichteten Häuser selbst entscheiden könnten, was mit den Aufnahmen geschehe.

Die Befürchtung des Datenschützers: Sollten die Betroffenen erst dann die Löschung der Fotos beantragen können, wenn sie schon im Netz stehen, könnte das Material schon von Dritten kopiert worden sein. "Das wäre nicht sicher", mahnt Kranig. "Was einmal im Netz steht, bekommen Betroffene nur schwer wieder raus. Das ist klar." Kranig hat dem Unternehmen bereits angedroht, den Start der Plattform mit einer amtlichen Verfügung zu stoppen. Dann müsste Microsoft für Streetside gegen den Freistaat vor Gericht ziehen.

Google, mit deutschem Sitz in Hamburg, hatte dagegen vor der Veröffentlichung der Fotos auf seiner Plattform Streetview einen Vorabwiderspruch ermöglicht - und war damit den Hamburger Datenschützern entgegengekommen.