Schiffbauverband sieht Chancen beim Bau von Spezialfrachtern für Offshore-Windparks. Hilfe vom Bund soll Lage stabilisieren

Hamburg. Weltmächte im Schiffbau sind heute Korea und China. Die deutschen Werften suchen ihre Chance im Bau von Spezialfrachtern etwa für Offshore-Windparks. Über die Lage der Branche sprach das Abendblatt mit Werner Lundt, dem Hauptgeschäftsführer des Schiffbauverbandes.

Hamburger Abendblatt:

Die Krise im deutschen Schiffbau hält an. Wird sie überhaupt noch einmal enden?

Werner Lundt:

Ganz klar ja. Zwar werden deutsche Betriebe keine Container- und Massengutfrachter oder Öltanker mehr bauen. Diese Aufträge gehen heute nach China und Korea. Sollten aber Angebot und Nachfrage auf den Massenmärkten wieder ausgeglichen sein, werden die Asiaten auch weniger Interesse am Spezialschiffbau haben. Denn Unikate sind nichts für die großen asiatischen Werften.

Wie sieht die aktuelle Auftragslage in Deutschland aus?

Lundt:

Die hat sich zum Jahresende 2010 deutlich verbessert. Die 24 bestellten Schiffe für 2,7 Milliarden Euro entsprechen einer halben Jahresproduktion. Zum Vergleich: 2009 lag der Auftragseingang noch bei 500 Millionen Euro. Gefertigt wurden 2010 insgesamt 49 Schiffe. Sie entsprechen einem Wert von 4,7 Milliarden Euro. Unter den Neubauten waren erstmals drei Kreuzfahrer der Meyer Werft.

Ein Aufwärtstrend?

Lundt:

2011 hat wieder schwach begonnen. Es kommen weniger Aufträge herein als abgearbeitet werden. Der Schiffbau ist noch nicht über den Berg.

Stehen wieder Jobs auf dem Spiel?

Lundt:

Seit 2009 ist die Zahl der Beschäftigten auf den Werften von 20 000 auf 18 300 gesunken. Jetzt sichern die neuen Bestellungen die Arbeitsplätze.

Windparks entstehen jetzt auch auf See. Können die Werften davon profitieren?

Lundt:

Ohne Zweifel bieten sich gute Chancen - nicht nur für den Bau von Errichterschiffen für die Windkraftanlagen, von denen die Sietas Werft jetzt eines baut. Dazu kommen Kabelleger für Stromleitungen unter Wasser sowie Frachter für den Materialtransport und Zubringerschiffe, mit denen Arbeiter die Anlagen auf See erreichen können. Wir haben eine Studie in Auftrag gegeben, über die der Bedarf an Neubauten abgeschätzt werden soll. Sie soll zur Nationalen Maritimen Konferenz Ende Mai in Wilhelmshaven vorliegen.

Reicht die Hilfe der Politik aus, damit die Werften die Krise überwinden können?

Lundt:

Dafür müssen die Zuschüsse für Innovationen sowie für Forschung und Entwicklung über das Jahresende hinweg gezahlt werden. Insgesamt geht es um 30 Millionen Euro Bundesmittel, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Das hilft schon.

Aber?

Lundt:

Die Werften arbeiten derzeit zu 97 Prozent für ausländische Auftraggeber. Da wäre es gut, wenn die staatlichen Hermes-Bürgschaften statt derzeit 80 künftig 90 Prozent der Finanzierungen absichern würden.