Gewerkschaft GDL sorgt für Verspätungen und Ausfälle im Norden. NOB und AKN im Visier

Hamburg. Bahnfahrgäste im Norden müssen auch in dieser Woche mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Grund dafür ist der Arbeitskampf zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und den regionalen Bahnbetreibern NOB und AKN in Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Ostseeland Verkehr in Mecklenburg Vorpommern. "Wir müssen die Gangart verschärfen. Es wird wieder zu Streikmaßnahmen kommen", sagte gestern Lutz Schreiber, Vorsitzender des GDL-Bezirks Nord, dem Abendblatt.

Die Gewerkschaft streitet mit verschiedenen Bahnbetreibern in Deutschland über die Einführung eines bundesweit einheitlichen Tarifvertrags für Lokführer. Der Arbeitskampf dauert bereits seit Wochen an. Mittlerweile geht die GDL zu spontanen Arbeitsniederlegungen über, auf die die Bahnunternehmen nicht oder nur schlecht mit Notfallfahrplänen reagieren können.

Dies betraf am Sonnabend die AKN, die Hamburg mit dem südlichen Schleswig-Holstein verbindet. Die GDL-Lokführer streikten für zwölf Stunden bis um 20 Uhr. Die AKN aktivierte einen Notfallplan bis heute früh um zwei Uhr und sperrte die GDL-Lokführer bis dahin aus. Die Beibehaltung des Notfahrplans als Reaktion auf den Streik sei unverhältnismäßig, kritisierte Schreiber. "Wir werden rechtliche Schritte prüfen. Die AKN ist fachlich und juristisch nicht auf der Höhe." Es würden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder umzusetzten, sagte er.

Die AKN wehrt sich gegen den Vorwurf der Aussperrung. Der Notfallplan sei am Sonnabend gleich für Sonntag mit geplant worden, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Da das Streikende zu diesem Zeitpunkt noch nicht angekündigt war, habe man sich auf einen längeren Streik eingestellt: "Um den Kunden Stabilität zu geben, wird der Fahrplan bis Betriebsschluss gefahren. Das Wort Aussperrung ist von der AKN nicht in den Mund genommen worden."

Die Gewerkschaft strebt für alle 26 000 deutschen Lokführer im Fern-, Regional- und Güterverkehr aller Bahnunternehmen einen gemeinsamen Rahmentarifvertrag an. Mit der Deutschen Bahn als weitaus größtem Arbeitgeber hatten sich die Arbeitnehmervertreter bereits im April geeinigt.