Die Handelsgruppe Hawesko, Marktführer aus Hamburg, profitiert vom Trend zu Spitzenweinen. Wachstum vor allem im Ausland geplant.

Hamburg. Alexander Margaritoff schätzt gute Rotweine aus Argentinien. Besonders ein edler Tropfen vom Weingut Catena hat es dem Vorstandschef der Hamburger Weinhandelsgruppe Hawesko angetan. "Fruchtig und mit einer leicht schokoladigen Note, eine echte Granate, die gut zu einem Steak passt", sagt der Experte.

Es sind hochklassige Weine wie diese, die beim größten deutschen Weinhändler derzeit die Kasse klingeln lassen. Nach dem Rekordjahr 2010 stieg der Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres noch einmal um fast 15 Prozent auf knapp 93 Millionen Euro. Der operative Gewinn legte sogar noch ein wenig kräftiger um 16,3 Prozent auf 4,6 Millionen Euro zu.

Als Wachstumsmotor erwies sich vor allem das Großhandelsgeschäft mit der auf Spitzen-Bordeaux spezialisierten Tochterfirma Chateau Classique. Die Ladengeschäfte (Jacques' Weindepot) und der Versandhandel legten hingegen weitaus weniger kräftig zu.

"Bei gehobenen Weinen ist der langfristige Aufwärtstrend, der nur kurz im Krisenjahr 2009 unterbrochen wurde, wieder intakt", sagte Margaritoff gestern bei der Vorstellung der Bilanz des börsennotierten Unternehmens. Einerseits wachse die Anzahl derjenigen in Deutschland, die sich eine gute Flasche Wein leisten könnten. Zudem nehme die Gruppe der über 40-Jährigen zu, die traditionell eher zum Wein als zum Bier griffe. Da sich Hawesko auf höherpreisige Weine ab fünf Euro aufwärts spezialisiert habe, könne das Unternehmen von dieser Entwicklung besonders profitieren.

Allerdings driftet der deutsche Weinmarkt laut Margaritoff immer weiter auseinander: Neben dem Premiumsegment wächst nämlich auch das Geschäft mit Billigweinen vom Discounter. "Das mittlere Preissegment zwischen zwei und fünf Euro die Flasche ist hingegen rückläufig", sagt der Hawesko-Chef. Insgesamt sank der Weinverbrauch im vergangenen Jahr mengenmäßig um 0,7 Prozent, nach dem Wert sogar um 2,7 Prozent.

Die größten Wachstumschancen sieht Margaritoff daher im Ausland. "Selbst in kleineren Ländern wie der Schweiz oder in Schweden wird fast so viel hochwertiger Wein getrunken wie in Deutschland", sagt der Vorstandschef. Neben diesen beiden Ländern hat er auch eine Expansion in Österreich, Großbritannien und in den USA im Visier. "In den Vereinigten Staaten schauen wir uns zwei Unternehmen an, mit denen wir kooperieren könnten." Etwa die Hälfte des Hawesko-Umsatzes soll mittel- bis langfristig aus dem Ausland kommen, derzeit liegt der Anteil bei rund zwölf Prozent.

Trotz des eher verhaltenen Wachstums von Jacques' Weindepot soll auch das Ladennetz weiter ausgebaut werden. "Wir haben 80 bis 90 Objekte für neue Standorte im Visier", sagte Margaritoff. Langfristig sei es sogar möglich, die Zahl der Geschäfte zu verdoppeln. Ende vergangenen Jahres betrieb Hawesko 274 Weindepots.

Insgesamt konnte der Konzern den Umsatz im vergangenen Jahr um 11,6 Prozent auf 378 Millionen Euro steigern, der Betriebsgewinn (Ebit) erhöhte sich um 15 Prozent auf 25,7 Millionen Euro - das beste Ergebnis der Firmengeschichte. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg um rund 40 auf fast 700.