Hamburg. Vor einer neuen Energiekrise wegen eines übereilten Ausstiegs aus der Kernkraft in Deutschland hat Werner Marnette, früherer Chef der Kupferhütte Aurubis und ehemaliger Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, gewarnt. Dabei bestehe die Gefahr nicht in einer Energieknappheit, sondern darin, "dass die Bürger den Strom nicht mehr bezahlen können", sagte Marnette beim Alster Talk. "Die Bundeskanzlerin weiß ganz genau, wo die Strompreise landen werden", so Marnette. Wenn der Preis etwa von 25 auf 35 Cent je Kilowattstunde steigen werde, müsse man dies den Bürgern auch offen sagen.

Dagegen sprach Thomas Breuer, Leiter des Energie- und Klimabereichs bei Greenpeace, von einer "großen Angstmache". Es würden Zahlen in den Raum gestellt, die nicht wissenschaftlich untermauert seien. "Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung rechnet mit einer Preissteigerung um zehn Prozent", sagte Breuer. Nach Greenpeace-Berechnungen müsse Deutschland für den Ersatz der Kernkraft durch erneuerbare Energien 200 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 investieren, spare dafür aber 500 Milliarden Euro Brennstoffkosten.

Bürgermeister Olaf Scholz erinnerte daran, dass unter der rot-grünen Bundesregierung ohnehin geplant gewesen war, die deutschen Kernkraftwerke bis Anfang des nächsten Jahrzehnts komplett vom Netz zu nehmen: "Darauf hatten sich die Unternehmen schon einmal eingestellt."