Europa-Chef Reilly fordert in Hamburg Staatshilfe für Elektroautos. Probleme bei Opel in Bochum

Hamburg. Die gute Stimmung, die Nick Reilly, Europa-Chef von General Motors (GM), bei seinem Auftritt im Steigenberger-Hotel verbreitete, kam nicht von ungefähr. Am Abend sprach er dort vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten über die Zukunft des Autobauers, danach freute er sich auf das sonnige Wochenende, an dem er gemeinsam mit seiner Frau Hamburg erkunden wollte. Auch das Treffen mit Kurt Kröger von Dello, dem weltgrößten Opel-Händler mit Sitz in der Hansestadt, war angenehm für den Automanager verlaufen. Immerhin konnte Kröger ihm berichten, dass er seine Opel-Verkäufe in den ersten vier Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte steigern konnte. Es war ein guter Tag für den Cambridge-Absolventen, auch wenn er den Turnaround bei Opel noch nicht geschafft hat.

Mit Blick auf Innovationen bei GM, aber auch stellvertretend für die Autoindustrie richtete Reilly sich in Hamburg jetzt mit einem Appell an die Bundesregierung: "Deutschland muss die Elektromobilität stärker subventionieren", forderte er und nannte Länder wie China und Korea, aber auch europäische Staaten wie die Niederlande oder Spanien als Vorbilder, die Milliarden für die neuen Antriebe ausgeben. "Wenn Deutschland hier nicht mitzieht, stehen Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte der Automanager. Seine Heimat Großbritannien zeige, wie krisenanfällig ein Land sei, das sich nur noch auf Dienstleistungen und den Finanzsektor stütze. Innerhalb der Bundesregierung wird offenbar in diesen Tagen über eine umfangreiche Förderung von Elektroautos nachgedacht. Wann diese kommt, ist aber ungewiss, und auch, ob sie Opel wirklich helfen kann.

Rückblick: 2009 war Reilly als Retter nach Rüsselsheim gerufen worden. Bei seiner Mission ging es um die Zukunft von Opel und Tausende Arbeitsplätze in Europa. Die Amerikaner hatten gerade überraschend entschieden, Opel anders als geplant doch nicht an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna abzugeben und damals für Unmut in Deutschland gesorgt, weil Opel zwischenzeitlich Staatshilfen zugesagt worden waren. "Wir brauchen bei GM die Technologie aus Deutschland", erklärt Reilly die Kehrtwende, die sich wirtschaftlich für den größten Autobauer der Welt bisher aber nicht auszahlen konnte. Opel fährt weiter hohe Verluste ein, 2010 summierte sich der Fehlbetrag auf 1,76 Milliarden Dollar. Zwar wird das Minus kleiner, doch nach Angaben der US-Konzernmutter ist Europa mit den Marken Opel und Vauxhall die letzte Region mit roten Zahlen, während GM in der US-Heimat wieder gutes Geld verdient.

Reilly sollte in Europa 8400 Stellen streichen und das Image der Marke aufpolieren. Den Zeitplan konnte der angeblich harte Sanierer, der jetzt in Hamburg eher den Eindruck eines umgänglichen, humorvollen und ausgleichenden Managers hinterließ, aber nicht einhalten. In Bochum haben weniger Mitarbeiter als geplant die Abfindungen angenommen, "wir müssen noch 1200 Stellen abbauen", sagte Reilly. Es ist wieder von Entlassungen die Rede.

An der Spitze von Opel hat jetzt der bisherige Chefentwickler Karl-Friedrich Stracke, wieder ein Deutscher, Reilly abgelöst, doch dieser wird den Ingenieur als Opel-Aufsichtsratschef kontrollieren und weiterhin als Leiter des GM-Europageschäfts das große Ganze im Blick behalten. Reilly ist optimistisch: Er will 2012 mit Opel und Vauxhall wieder "gute Gewinne" erzielen.